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Besprechungen

DITHMARSCHEN 2. Heft 2002
Buchbesprechung von Hermann Luther


Peter Neuber: „Wöhrner Wöör – ein Niederdeutsches Wörterbuch“, Wöhrden 2001; erschienen im Eigenverlag, 700 Seiten. 25,60 EUR
„Wat nützt uns denn awer dat Plattdütsch?" hört man doch noch oft fragen, un dat sünd nich jüst die Dümmsteil, de so fragt. "Wo wit kann man darmit recken? Werr't ni wichtiger, wenn wi all ordentlich hochdütsch lehrn?" fragt Klaus Groth in seinem Aufsatz "Uns Modersprak" von 1876. „Ick will, datt dat Plattdüütsche ni ut'e Welt geiht; un dat is op'n besten Weg dorhin", hält der Autor des Wörterbuchs "gegen das Vergessen" Peter Neuber aus Wöhrden im Jahr 2002 dagegen. Drei harte Jahre hat der pensionierte Lehrer an seinem 700?Seiten-Wälzer "Wöhrner Wöör" gearbeitet: "Zwei Stunden im Schankraum den Menschen zuhören hat manchmal bis zu 2 Tagen Nacharbeit erfordert. Aber ich habe natürlich nicht nur im Dorf nachgefragt; Klaus Groths Texte haben genauso Eingang in mein Wörterbuch gefunden wie die von beispielsweise Reimer Bull oder Ivo Braak." Die literarischen Sätze hat Peter Neuber bei seinen plattdeutschen Muttersprachlern, die sie teilweise stehen ließen oder aber abänderten, immer wieder hinterfragt. "Es hat jedes Mal eine Weile gedauert ? aber dann kam meist etwas Originäres zustande“, erinnert sich der als Flüchtlingskind mit seinen Eltern nach Schleswig?Holstein "zugereiste" Wöhrdener Autor, der extra seinen Sitz im Gerneinderat für die Arbeit an seinem Plattdüütsch-Opus ruhen ließ; denn er hat auch etwas Fundamentales und Bleibendes für die Gemeinde Wöhrden schaffen wollen. Unter www.woehrden.de, der Homepage der Gemeinde, findet man natürlich auch die "Wöhrner Wöör"!
Über den Vorlesewettbewerb „Schüler lesen Platt“ und die vierblätterige "Woterbörs" ? gemeinsam mit Horst Ploog zur "700-Jahr- Feier von Wöhrden" wurde Peter Neuber immer mehr zum Experten in Sachen "Plattdüütsch". Doch "Dithmarschen 2000" gab für ihn den Startschuss zur Arbeit an seinem genauso umfangreichen wie ehrgeizigen Werk: 15000 Stichwörter hat er zusammen gefasst; es gibt 16 000 Beispielsätze und ebenso viele Querverweise zu Mitgliedern der Wortfamilien oder zu Synonymen; 8000 Schnellverweise sind mit der fast 100?seitigen Grammatik im Anhang verzahnt; zudem finden sich 600 Hinweise auf englische Sprachparallelen.
8000 Aussprachehilfen in der Norderdithmarscher Aussprache, die dem Einsteiger die Aussprache des geschriebenen Platt erleichtern sollen, sowie 12000 Verweise zur plattdeutschen Literatur ? Bull, Fehrs, Goltz/ Nissen, Karl?Heinz Groth, Klaus Groth, Hadenfeld, Hecker, Lau, Matzick, Römmer, DLZ?"Tetje" ? mit genauen Quellenangaben zeichneten dieses neuzeitliche Werk aus. Wer zum Beispiel unter "Dithmarscher/dithmarsisch/dithmarschisch (ADJ)" nachschlägt, findet dort: Dithmarscher (In't lütt Dithmarscher Land, schient dat, sünd wi all lieker Herr un lieker hooch. GR3.286), was auf ein Zitat von Klaus Groth hinweist, dass dem dritten, Seite 286 der vierbändigen Groth-Ausgabe von 1904 entnommen ist. Peter Neubers Hochdeutsch?Plattdeutsch?Lexikon "Wöhrner Wöör" deckt den norddeutschen Raum von etwa Bremen bis Kiel/Lübeck ab; hat doch das Mecklenburger Platt eines Fritz Reuter neben seiner anderen Aussprache auch eine andere Gramrnatik. Neubers "Schnackbuch" ist aber neben seiner vom Autor gewollten Wissenschaftlichkeit gerade auch für Menschen gedacht, "die ernsthaft gewillt sind, Plattdeutsch zu lernen und bisher nie die Gelegenheit dazu hatten.“ Natürlich kann ein „Plattdeutsch?Kenner" in diesem sorgfältig erstellten Lexikon auch einfach nur herumstöbern; aber für denjenigen sind die "Wöhrner Wöör“ geradezu unentbehrlich, der hochdeutsche Texte in ihre genaue plattdeutsche Entsprechung "översetten" muss oder möchte.
Das "Niederdeutsche Wörterbuch aus Dithmarschen" ist im Eigendruck erschienen und direkt bei Peter Neuher zu bestellen: Tel. (0 48 39) 95 13 92, Fax: (0 48 39) 95 13 93 oder im "Lädchen" in Wöhrden, Große Straße 19.

BLICKPUNKT Elmshorn 2002-07-17
PLATT – Neues vom Büchermarkt


Gründlich gelistet
Der Buchtitel könnte in die Irre führen. "Wöhrner Wöör" ? das sind nicht etwa Wörter, die nur in dem kleinen Ort Wöhrden bei Meldorf gebräuchlich wären. Einwohner und Autor Peter Neuber wollte ein Archiv des dithmarscher Platts anlegen, und zwar so, dass es nachgesprochen werden kann.
Für sein Hoch? Platt? Wörterbuch wertete der pensionierte Mathepauker nicht nur die gängigen Schriftsteller aus. Er ging auch in seinem Heimatort von Tür zu Tür und lauschte den alten Leuten die Vokabeln ab. Die notierte er mit einem „Tüddelchen“-System, das schon in Mensings bekanntem Diktionär aus den 20er?Jahren Verwendung gefunden hatte. Eine eigens entwickelte Lautschrift soll zudem Unkundigen die besondere Aussprache erleichtern, die ja gerade den Unterschied des dithmarscher zu anderen Platt?Dialekten ausmacht. Beispielsätze und Fundstellennachweise dürfen natürlich nicht fehlen.
So etwas musste dick werden. Die 699 bedruckten Seiten unterteilen sich in gut 600 Seiten Vokabeln, der Rest sind Hinweise zur Aussprache und zur Grammatik. Die Statistik auf dem Buchrücken liest sich wie Drehzahlen: 15000 Stichworte, 16000 Beispielsätze, 12000 Literaturverweise und so weiter.
Es ist just diese pädagogische Gründlichkeit, die die Übersichtlichkeit bisweilen erschwert. Zudem leidet die optische Klarheit des Dreispaltensatzes durch üppigste Verwendung von Sonderzeichen, Unterstreichungen und verschiedenen Schriftmodi.
Gleichwohl ist hier in dreijähriger Fleißarbeit ein interessantes Werk entstanden, das sich schon wegen seiner Informationsfülle deutlich von den anderen Platt-Wörterbüchern unterscheidet.
?Peter Neuber: „Wöhrner Wöör“; Selbstverlag; 25,60 Euro; bestellbar unter Telefon (04839)951392

Kurzdarstellungen

(Buchseite 3)
gewidmet
Otto Mensing
Otto Mensing war Herausgeber des fünfbändigen Werkes
"Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch"
Das darin enthaltene plattdeutsche Wortmaterial hat er mit seinen Mitarbeitern über ein Vierteljahrhundert in ganz Schles­wig-Holstein gesammelt und in den Jahren 1927-1935 bei Wachholtz veröffentlicht. Leider ist diese Fundgrube im Handel nicht mehr erhältlich. Im Interesse einer Rettung der niederdeutschen Sprache müsste es von größtem öffentlichen Interesse sein, diesen Sprachschatz zu heben und u.a. über die modernen elektronischen Medien wieder zugänglich zu machen. (Buchseite 8) Vörwoort vun Karl-Heinz Groth

Lang op luurt
Peter Neuber un sien niet Wöörbook op Platt

Totiets is en Barg in'e Röhr, wat de Arbeit an plattdüütsche Wöörböker angeiht. Diercks/Andersen und Goltz/Nissen, um twee Spannwarken to nömen, wüllt mithölpen, datt ole plattdüütsche Utdrück un Seggwiesen ni dör de Wicken goht. As en Eenspänner is Peter Neuber ut Wöhren dorbi fasttoholen, wat dagdäägli in' Sprookgebruuk in'e Grabbel kummt. So hett he Minschen in sien Wohndörp (un in Öör vun de Umgegend) no dit un dat befroogt, wat dor an ole Uutdrück noch to finnen is und hett nokeken un vergleken, t.B. bi Klaus Groth, Karl-Heinz Groth, Bull, Braak und Mensing. Em geiht dat dorum, datt Plattdüütschschrievers un ?snackers en Hölp kriegt, wenn süm mool ni wiederweet un ni foorts no't Hoochdüütsche griepen wüllt. So um un bi foffteihndusend Wöör stoht paroot. Dat Wöörbook will Synonyma un Umschriebens för Snacker un Schriever anbeden; denn de kennt opstunns mehrstendeels man bloots noch hoochdüütsche Sprookmunstern. He bruukt nödig Schrievwiesen un Grammatiken, de in sik stimmig ween mööt. Fokens find een sik, so Neuber, in den Dschungel vun ünnerscheedli Schrievwiesen för een un datsülbige Woort ni mehr torecht. Noch leger goht enkelte Plattdüütsche mit'e Personool- und Tietformen vun't Verb to Kehr. Dat Präteritum (torüchliggen Tiet) warrt meist gor ni mehr bruukt, dorför ümmer mehr Perfekt und Plusquamperfekt (ik heff/harr drogen).
Neuber büdd blangen den lexikoolschen ook en grammatikoolschen Deel an, wo he sik sünners mit Verb, Substantiv und Adjektiv befoten deit. Dat is för all de velen Schrievanloten en grote Hölp. Systemootsche Verwiesen op Fundsteden, de een opsöken kann, mookt de Arbeit mit dit Wöörbook lichter.
Bi de Schrievwies höllt he sik an Saß un Mensing. För de Uutsprook levert he en phoneetsche Schrievwies foorts opto. Bispill: Boom [boum]. — Oder bi de Flekschoonsformen vun'e Verben: breken - brook - broken [ee/i/ou/oo]. — Jeedeen stark Verb hett en Steekbreef dorbi mit de vulle Konjugatschoon. Bispill: kriegen [ie/i-ey-ee]. —

Verglieken mit'e ingelsche Sprook as bi dat tweetonig lange "e" in "ik beed" [ey] oder "day" hölpt ook den "Ni-Plattdüütschen" to'n Plattdüütschsnacken. Dat sünd wunnerbore Spreekhölpen.
Kretelig sett de Autoor sik mit den unsekern Gebruuk vun Mengenuutdrück no "wat, nix, veel, mehr" (nix Gudes) ut’n-anner. Op Sicht hett he ook den wildwassen Umgang mit de Mehrtall-Enns (-e, -s, -en), he ünnersöcht dat mit Bispillen vun Harte, Gondesen u.a.
För mi is dit Wark en däägten Winn. All de, de sik mit Plattdüütsch befoten doot oder dat noch wüllt, roop ik to: Man to, togriepen! Ik heff dor lang op luurt, op dit Book. Karl-Heinz Groth(Buchseiten 9-10)

Wat dat Book will

Vor drei Jahren wurde die niederdeutsche Sprache in die Liste der Europäischen Charta für bedrohte Regionalsprachen aufgenommen. Das ist gut so, denn:
"Mookt wi sikK6,7 nix vör: Dat süht böös mau ut mit unse noorddüütsche Mundoort för de tokomen Tiet. De Olen hebbt dor ni op acht, süm Kinner mit »Platt« groottomoken. Vele harrn meent, denn worr dat för de Lütten in’e School sworer. Dat Gegendeel is richtig. De mit twee Sproken opwassen doot, de begriept gauer und warrt slichtweg plietscher. Dat is wetenschoppli afsekert.
Nu hebbt wi den Saloot: Bloots öllere und slichte Lüüd köönt noch Platt. Sogor in Dithmarschen is dat ni mehr wiet her mit unse Modersprook: Jeedeen seggt noch »Moin« un »snacken«, dat is wohr; man mit disse twee Wöör hett sik dat ook al bi de allermeisten.
Du verlüst mit Platt ni bloots den vertruten Klang vun dien Heimoot. Ne, wi verleert en dusend Johr ole Sprook!"
Dieser Kommentar von Holger Piening am 7.9.2000 in der DLZ (sprachlich angepasst) spricht mir aus der Seele.
Viele Fragen tun sich auf: Was ist los mit einer Sprache, die Wörter hat für kühlen (köhlen) und Schrank (Schapp), die aber Köhlschrank sagen muss, die Wörter für -ober (?böver) und Arm (Arm) hat, aber nicht Böverarm sagen kann, die Wörter für Staub (Stuff) und saugen (sugen) bereithält, aber noch Jahrzehnte nach dem ersten Auftauchen des Geräts nur Staubsauger über die Lippen bringt? Mit dem Fernseher steht es nicht anders.
Wie überlebensfähig ist Plattdeutsch, wenn es sich in fast jedem anspruchsvollen Bereich für unzuständig erklärt? („Hebbt wi fröher gor ni kennt.“ - „Geev dat je fröher ni.“)
Woran liegt es, dass nicht nur Begriffe für neue Sachverhalte fehlen, sondern auch massen­weise Wörter für ganz reale Dinge aus dem Sprachbewusstsein verschwinden. Die Birke heißt nicht mehr Bark (Barkenholm!), der Bär nicht mehrBoor, bei den Blumen beschränkt sich das Wissen (überspitzt) auf Hunnenblööm, bei den Vögeln sind immerhin noch mehr als nur Swülken bekannt.
Woran liegt es, dass viele Einheimische mit Überzeugung die Auffassung vertreten, im Platt könne man nichts falsch machen? Woran liegt es, dass sie aber andererseits Lernwillige entmutigen mit Einlassungen wie „Snack du man lever hooch!“ oder „Du snackst, as wullt du mit de Fork Woter to Böhn stoken!“?
Der 2. Weltkrieg mit seinen Flüchtlingsströmen liegt über ein halbes Jahrhundert hinter uns. Die Flüchtlinge, zu denen ich auch gehöre, haben ihre Heimat und ihre Sprache unwieder­bringlich verloren. Geht jetzt auch die alte Sprache der neuen Heimat unwiederbringlich verloren? — Platt, gekonntes und gesprochenes Platt gehört doch zu unser aller norddeut­schen Identität!
Anliegen dieses Buches ist es, jedem, der sich für die plattdeutsche Sprache interessiert, Ermunterung und Hilfestellung zu geben.
Als Hochdeutscher und Liebhaber des Niederdeutschen habe ich versucht, alten dithmarscher Wortbestand zu sichern zusätzliches Wortmaterial aus überregionalem Zusammenhang anzubieten Vorschläge für neue Sachverhalte in Analogiebildung zu unterbreiten die oft vernachlässigten weiblichen Wortformen aufzugreifen und zu ergänzen Umschreibungen für Begriffe zu finden, die sich nicht direkt übersetzen lassen Satzbeispiele zu sammeln, die die Anwendung belegen und das Sprachgefühl unter­stützen können besonders alte Begriffe in Sachzusammenhängen darzustellen Synonyme anzubieten eine Lautschrift zu entwickeln, die die Aussprache geschriebenen Platts erleichtert die Regeln der plattdeutschen Sprache in der Grammatik darzustellen und den Haupt­teil mit dem Grammatikteil durch viele Querverweise zu verbinden. Dieses Buch könnte ein Anfang sein. Ich weiß, dass es eine ansehnliche Fundgrube ist, aber unvollständig und sicher auch mit vielen Fehlern behaftet.
Ich wünsche mir viele kritische Anmerkungen, Ergänzungen, Hinweise jeder Art, damit die­ses Kompendium weiter wachsen und sich entwickeln kann. Wenn wieder über die Sprache (möglichst in der Sprache) gesprochen wird, ist viel gewonnen!
Ich wünsche mir, dass Hochdeutsche nicht abgewürgt, sondern ermutigt werden, das Plattdeutsche auch unvollkommen anzuwenden und immer neu zu probieren, wie dies z.B. auch beim englischen Spracherwerb geschieht. Peter Neuber

Kurzdarstellung (Autor)

1. Warum? Motivation/Antrieb Interesse und Liebe zum Plattdeutschen entstanden in der Kindheit, vermittelt durch Eltern und die ost­holsteinische zweite Heimat. Lange Jahre beschäftigte ich mich sammelnd mit Platt, ohne es aber zu sprechen Die Erfahrungen mit Schülern führte zu der ständig wachsenden Sorge, dass Platt endgültig und unwiederbringlich verschwindet. Was tun wir da eigentlich? Dithmarschen 2000 gab mir Rückenwind und verstärkte den Impuls, aktiv etwas zum Bestand des Niederdeutschen beizutragen. - Was kann ein Einzelner aber tun? Die Computerentwicklung schuf die technischen Voraussetzungen, als Einzelner des Materials Herr zu werden; mit dem glorreichen C 64 vor 10 Jahren konnte man dies noch nicht. 2. Wie wurden die „Wöhrner Wöör“ zusammengetragen?
Die folgenden drei Quellen spielten in dem Prozess des Wort- und
Satzsammelns eine besondere Rolle. Sie ergänzten sich und sicherten sich
gegenseitig ab.
I. Literatur (vor allem Klaus Groth und Reimer Bull, aber auch Fehrs,
Goltz/Nissen, Karl-Heinz Groth, Hadenfeld, Hecker, Lau, Matzick, Römmer
und DLZ-Tedtje)
II. Das wissenschaftliche, fünfbändige SH-Wörterbuch von Mensing
III. Plattsprecher aus Wöhrden, Norderwöhrden un
der weiteren Nordermarsch
Der Ablauf war zumeist so: Das Wort- und Satzmaterial, das ich in der Literatur gefunden hatte, legte ich den Plattsprechern schriftlich zur Bestätigung, Verneinung, Veränderung bzw. lautlichen Anpas­sung vor. Einige "Mitarbeiter" durchforsteten die Listen in Einzelarbeit, schrieben ihre Ergebnisse auf und besprachen sie dann mit mir. Andere bildeten kleine Gesprächsgruppen, an denen ich teilnahm.
In allen Gesprächen hörte ich Wörter/Sätze über das direkt Gefragte hinaus. Das oft nur bruchstückhaft auftauchende neue Material ließ sich dann vielfach durch Nachschlagen bei Mensing vervollständigen oder zurechtrücken. Dabei stieß ich oft "nebenbei" auf weitere als dithmarschisch nachgewiesene Worte und Sätze. Diese legte ich wieder den Plattsprechern vor; usw.
Der PC ermöglichte es mir, das ständig wachsende Wort- und Satzmaterial zu verwalten und unter­einander abzugleichen. Dies wiederum führte zu Aha-Erlebnissen (z.B. was die Herkunft eines Wor­tes, Wortver­wandtschaften oder Sachzusammenhänge angeht) und brachte viele grammatikalische Erkenntnisse.
3. Ergebnis
Das Ergebnis ist ein ansehnlicher Katalog von plattdeutschen Wörtern und Beispielsätzen. (15.000 Stichworte - 16.000 Beispielsätze) Viele "alte" Wörter werden in Sachzusammenhängen dargestellt. Es werden auch Vorschläge unter­breitet, wie man moderne Sachverhalte auszudrücken könnte. 16.000 Querverweise führen zu Mitgliedern der Wortfamilie oder zu Synonymen. Der Wortbestand ist durch 8.000 Schnellverweise mit der Grammatik im Anhang verzahnt. 8000 Aussprachehilfen (z.B. dorbi[doa-bi]) sollen dem Einsteiger die Aussprache geschrie­benen Platts erleichtern. 4. Ausblick
Dem Autor ist klar, dass diese Sammlung unvollständig und verbesserungswürdig ist. Bis zuletzt konnte er selbst leichte und auch gravierendere Fehler ausmerzen. Mit Sicherheit sind weitere Fehler zu tilgen, Verbesserungen anzubringen und Ergänzungen einzuarbeiten. Auch das Standardwerk von Mensing und die Li­teratur sind nicht annähernd ausgeschöpft. - Jeder Hinweis ist erwünscht.! Pressereaktionen

Ditmarscher Rundschau ca. 15.11.2001

Peter Neuber will Zugang zur niederdeutschen Sprache erleichtern

Straat oder Stroot – „Wöhrner Wöör“ hilft

Ein besonderes plattdeutsches Wörterbuch hat der pensionierte Lehrer Peter neuber aus Wöhrden erarbeitet. Es beinhaltet 15000 Stichworte.

WÖHRDEN
Dieter Brumm
Das Plattdeutsche – in [weiten] norddeutschen Regionen sind Schreibweise und Grammatik [einander sehr nahe]. [Aber] die Aussprache nicht. Sie ändert sich manchmal von Dorf zu Dorf. Doch wie sollen Kinder oder Zugereiste wissen, wie welches Wort ausgesprochen wird?
In Zukunft reicht [für Dithmarschen] ein Blick in das niederdeutsche Wörterbuch „Wöhrner Wöör“ von Peter Neuber (62). In dem 700-Seiten-Werk erfährt der Plattdeutsch-Interessierte zum Beispiel, dass die Straße [, zumeist] Straat geschrieben, [in Dithmarschen] aber Stroot gesprochen wird.
Damit hatten auch schon die Mädchen und Jungen der Hebbel-Schule in Wesselburen ihre liebe Mühe, die sich in den 80er Jahren am Wettbewerb „Schüler lesen Platt“ beteiligten. Deshalb machte sich ihr Lehrer Peter Neuber ans Werk, die plattdeutschen Wörter aufzulisten. Es entstand eine Ersatzschrift, die mit der Zeit in einer riesigen Karten-Datei endete. Der Pädagoge, der hauptsächlich Mathematik und Physik unterrichtete, entwickelte dazu sein eigenes Zeichen-System. So erhielt der Rasen, der niederdeutsch Rosen ausgesprochen wird, einen [Haken unter dem o].
Immer tiefer stieg der heute 62-Jährige ins Plattdeutsche ein. Er las Texte von Klaus Groth, erfasste jedes Wort und fragte etwa 50 Menschen in seinem Heimatdorf Wöhrden, wie sie es aussprechen. „Ich wollte das auf hier zuschneiden, festhalten, was hier gilt.“ Denn nur einen Wurf weiter im Nachbardorf Ketelsbüttel [könnte es schon anders lauten]. Dort heißt Kälber tränken nicht Kalver bornen, sondern Kalver börnen.
15000 Stichworte sind in dem ersten plattdeutschen Wörterbuch dieser Art aufgeführt, die wiederum 16000 Wortfeldern und –familien zugeordnet sind. Und es gibt 16000 Beispielsätze. Auch erklärt Peter Neuber die plattdeutschen Begriffe: Bilinga sagt der Plattdeutsche [hier] zu einem Beileger-Ofen, der von einem Nebenraum – meistens der Diele – beheizt wird.
Das Mammutwerk mit dem Untertitel „Ole un niede Wöör, datt een sik beter verwören kann“ konnte nur mit einer speziellen Computer-Software erarbeitet werden. Neuber: „Ein Programm, mit dem ich Zeichen, die ich brauche, selber setzen kann.“

„Wöhrner Wöör“ wird von dem Dithmarscher auf eigenes Risiko verlegt. „Solange ich zurückdenken kann, habe ich eine Neigung zum Plattdeutschen“, erklärt der Autor, der das alte Amtsgebäude hinter der Wöhrdener Kirche bewohnt. Den gebürtigen Stettiner und seine Familie verschlug es zum Kriegsende nach Ostholstein. Auf einem Bauernhof in Tankenrade kamen sie unter. Dort hörte der Junge erste plattdeutsche Brocken wie „Loot dat no, ik kann dat ni af“.
So weiß er aus eigener Erfahrung, wie schwer es für einen Hochdeutschen ist, das Plattdeutsche zu verstehen. Das geht nicht nur Auswärtigen so, „Wenn die Leute Reimer Bull hören, gehen sie begeistert nach Hause“, erzählt Neuber. „Lesen sie später in einem Bull-Buch, sagen sie: ‚Das ist ja ganz anderes Platt’. Doch das Platt ist nicht anders, sondern nur die Schreibweise. Die plattdeutsche Literatur lässt den Leser im Stich.“

Deshalb wollte der Dithmarscher einem hohen Anspruch gerecht werden: „Wissenschaftlich und anwendungsfähig sollte es sein und für jedermann eine Hilfe.“
Dithmarscher Landeszeitung DLZ Mi 21.11.2001

Wörterbuch gegen das Vergessen
Peter Neuber hat ein großes Nachschlagewerk für Plattdeutsch erarbeitet


Von Wiebke Reißig
WÖHRDEN - ,,lk will, datt dat Plattdüütsche ni ut'e Welt geiht un dat is op'n besten Weg dorhin."
Peter Neuber liebt diese Sprache. Deshalb hat er rund drei Jahre lang geschuftet, viele alteingesessene Wöhrdener befragt, plattdeutsche Bücher durchforstet, sich in Lexika vergraben, gesucht, gesammelt, aufgeschrieben, verglichen, korrigiert und oft genug weiter gesucht. Bis er endlich herausgefunden hat, wie man im Plattdeutschen die Dachrinne bezeichnet (und warum), wie die Mehrzahl vom Schmied auf Plattdeutsch heißt und ob man viele Äpfel nun Appeln oder Appels nennt. Denn die meisten Dithmarscher - auch solche, die noch gerne und häufig Plattdeutsch sprechen - sind Opfer der Einhochdeutschung geworden. Viele alte Ausdrücke und Formen sind schlichtweg in Vergessenheit geraten oder durch das allgegenwärtige Hochdeutsch verfälscht worden - fast unbemerkt. Die Sprache soll wieder lebendig werden Peter Neuber will gerade diese fast vergessenen Wörter bewahren, zunächst zwischen zwei Buchdeckeln und damit im Bewusstsein der Menschen. Mit seiner akribischen Art, den Wörtern auf den Grund zu gehen, auch verwandte Wörter zu finden und zu beschreiben, will Peter Neuber keineswegs abschrecken. Er will auffordern, die plattdeutsche Sprache wieder lebendig werden zu lassen. Großeltern ermutigen, mit ihren Kindern und Enkeln Platt zu sprechen, damit die Jüngeren wieder Sicherheit gewinnen un „woller ünner sik Platt snackt, an' Fierobend, to'n Spoos un ook sunst". Natürlich dürfe sich dabei keiner scheuen, Fehler zu machen.
Peter Neuber will mit seinem Buch ,,Wöhrner Wöör" Hilfe leisten. Er hat aufgeschrieben, wie hier in Wöhrden, in Dithmarschen, Platt gesprochen wird und zwar so, dass die Ratsuchenden es auch lesen können. Neuber hat nämlich eine Schreibweise entwickelt, die sogar die Wissenschaftler vom Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen beeindruckt hat. Sie ist angelehnt an die Schreibweise von Klaus Groth und hat dazu einige raffinierte Haken und Zeichen, die die Aussprache ähnlich geschriebener Laute unterscheidbar machen (diese Zeichen sind leider auf der regulären Computertastatur noch nicht zu finden und deshalb hier nicht darstellbar). Dort, wo „o" gesprochen wird, sollte seiner Meinung nach auch „o" geschrieben sein. So schreibt er ,,Stroot" und nicht, wie häufig in plattdeutscher Literatur üblich, „Straat". Leicht lesbare Schreibweise Zusätzlich erklärt Neuber die Aussprache der Wörter mit einer Lautschrift, die leicht verständlich ist.
„Die Leute müssen sich wiederfinden", weiß er aus Erfahrung. Schon vor Jahren, als der inzwischen pensionierte Lehrer sich für den Vorlese-Wettbewerb „Schüler lesen platt“ engagiert hatte, war ihm aufgefallen, dass seine Schützlinge durch die a-Scbreibweise irritiert sind, „selbst Schüler, die mit Oma und Opa platt sprechen, wurden verleitet, Wörter falsch auszusprechen." Selbst ihnen fiel das Plattdeutsch-Lesen ungeahnt schwer.
Damals entstand seine Idee, eine andere Schreibweise zu etablieren. Denn dass das Plattdeutsch dieser Region aufgeschrieben und gelesen werden muss, um es zu erhalten, steht für ihn fest; „To’n Frogen sünd dor ümmer weniger Lüüd!“

Wöhrdener Experte

Als Flüchtlingskind mit Eltern und Großeltern nach Schleswig-Holstein gereist, war Peter Neuber die plattdeutsche Muttersprache nicht vergönnt. Erst als Erwachsener hat er sich die Sprache mühsam beigebracht. Schon seine Eltern waren aber von Klang und Ausdruckskraft des Plattdeutschen fasziniert und gaben die Achtung vor dieser Sprache an ihren Jungen weiter. Schon früh sammelte Peter Neuber bei Klaus Groth plattdeutsche Ausdrücke der Region, organisierte als Lehrer an der Realschule Wesselburen Vorlese-Wettbewerbe „Schüler lesen Platt" und gab zur 700-Jahr-Feier von Wöhrden gemeinsam mit Horst Ploog das vierseitige SPD-Blatt „Woterbörs" in besser lesbarem Plattdeutsch heraus. Initialzündung für das Wörterbuch war dann die Aktion „Dithmarschen 2000" mit „Talk op Platt“ und vor allem dem Theaterstück „Frieheit för Dithmarschen“. Neuber hat dazu den Theatertext von Karl-Heinz Groth auf Wöhrdener Ausdrücke (und lesbarere Schreibweise) hin überarbeitet und wurde damit „ein bisschen zum Wöhrdener Experten" in dieser Sache.

15000 Stichwörter

Peter Neuber hat in seinem plattdeutschen Wörterbuch „Wöhrner Wöör“ 15000 Stichwörter zusammengefasst. Es gibt 8000 Verweise auf synonyme Stichwörter, 16000 Querverweise auf Wortfelder und Wortfamilien und 600 Hinweise auf Parallelen zur englischen Sprache. Außerdem gibt der Autor 8000 Aussprachehilfen (Norderdithmarscher Aussprache) und viele Beispielsätze aus der plattdeutschen Literatur (unter anderem von Reimer Bull, Emil Hecker, Klaus Groth und Pastor Dirk Römmer) mit seitengenauen Quellenhinweisen.
Seine „Wöhrner Wöör“ sind jedoch nicht nur fundiertes Nachschlagewerk in Wöhrden, sondern gelten (mit leichten Abweichungen von Ort zu Ort) im norddeutschen Raum „bis etwa Lübeck und Kiel und hinunter bis Bremen.“ In Nord- und Ostfriesland sowie in Mecklenburg unterscheide sich das Platt hingegen wesentlich mehr. Dort gebe es auch eine andere Grammatik.

Büsum-Echo Mi 21.11.2001

Wöhrner Wöör vun Peter Neuber

Plattdeutsches Wörterbuch und mehrWer Platt lernen will, bekommt eine neue Chance. In einer Woche erscheint „Wöhrner Wöör“, ein sehr ausführliches Wörterbuch. Die Rückseite des Buches meldet „Ole un niede Wöör, datt een sik beter verwören kann“ (damit man sich besser plattdeutsch ausdrücken kann). Die Wörter sind hochdeutsch sortiert; man schlägt hochdeutsch nach und erhält plattdeutsch Antwort. 16000 Beispielsätze helfen bei der Anwendung der Wörter. Was man sonst nirgends findet, die Lautschrift: Wie wird „töben“ gesprochen? [toi-ben]! Wie spricht man Bier = „Beer“? [beya]! — Nicht nur die nackten Wörter werden dargeboten; grammatikalisches Geschlecht, Mehrzahl und Verbformen werden mitgeliefert (die Blindschleiche = den Sünndrang; Pfahl: 1 Pohl, 2 Pohlen|Pöhl; Gib mir noch ein Bier! Geev mi noch en Beer! Ik koom, du kummst, wi kemen, jüm sünd komen, koom doch her!). Zur genaueren Information führen 8000 Schnellverweise zielgenau aus den 600 Wörterbuchseiten in den 100seitigen grammatikalischen Anhang. — Ist ein bestimmtes Wort hier beheimatet? Man erfährt seitengenau, wo es etwa bei Groth, bei Bull usw. zu finden ist. — Nicht mehr geläufige Sachzusammenhänge werden dargelegt, ob es um Mühlenflügel, Mahlsteine, Bauwagen, Scheffel oder Boßeln geht. — Zur Charakterisierung unserer lieben Mitmenschen finden sich Ausdrücke für den Bauchigen, Bedächtigen, Bösen, Besserwisser, Rüpel, Pfiffigen, …, die Heulsuse, Klatschtante, Schlampe,… — Ein Begriffswirrwarr wie wirr-verwirrt-irre-kopflos wird auch im Plattdeutschen aufgedröselt. — Das Wörterbuch entstand unter Mithilfe von über 50 Kennern des Plattdeutschen in Wöhrden und der Nordermarsch. Der Autor verrät: „Wenn es eilig war, reichte vielfach ein Kurzbesuch bei meinem alten Freund Hermann Schnack.“ (Hermann Schnack ist rüstiger Senior des Jahrgangs 1913 und war in Wöhrden Bäckermeister.) Bauernblatt Sa 01.12.2001Das neue niederdeutsche Wörterbuch

15000 Stichworte für jedermann

Dieter Brumm
(Der Text entspricht dem Artikel in der Dithmarscher Rundschau vom Nov.2001!)
Books on Demand Dez 2001Verrücktester Titel Peter Neuber: Wöhrner Wöör
700 Seiten, DM 50,-En plattdüütsch Wöörbook bloots för Wöhrn? Natüürli ni!-Bloots för Dithmarschen? Ook ni!-För de Noorneddersass’sche Mundoort? Kloor dat!-Warum denn aver Wöhrner Wöör? Dat Book is ehrli un verraadt uns, wo dat to Huus is!
Wöhrn liggt in Nedderdüütschland un dor warrt noch allerbest Plattdüütsch mit en heel schöne un schiere Grammatik snackt! Man mang de Lüüd vun twintig bet süsstig Johr gifft dat vele, de ni mehr seker in de Spraak sünd un ook maal naslaan mööt un wüllt. Süm hebbt en Wöörbook nödig, ook mit Utspraak; dat höört in süm Bökerschapp blangen Duden un engelsch Wöörbook!
Weserkurier Mi 15.12.2001
Peter Neuber:Wöhrner Wöör
Niederdeutsches Wörterbuch Books on Demand, 700 Selten, 50 Mark.
15000 Stichwörter, 16000 Beispielsätze und ebenso viele Querverweise, dazu 8000 Aussprachehilfen - drei Jahre hat der pen­sionierte Lehrer Peter Neuber gebraucht, um ein neuartiges Nachschlagewerk der niederdeutschen Sprache aufzulegen. Dem vo­luminösen Buch mangelt es auf den ersten Blick an Übersichtlichkeit. Lässt man sich allerdings auf die Systematik ein, ist die Benut­zung hilfreich, da hier endlich einmal versucht wird, die irn Niederdeutschen differierende Sprache und Schrift in Einklang zu bringen. Neubers Wörterbuch richtet sich an „Plattsnacker", die in Holstein und in der Elbe-Weser-Region leben. ®®®®®®
Der Autor freut sich über jede Rückmeldung, z.B. Verbesserungs- bzw.
Ergänzungsvorschläge, Fehlermeldungen usw.:
Peter Neuber, Carstenstr. 12, 25797 Wöhrden
Tel: 04839/951392; Fax: 04839/951393
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