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Heinrich Scheidemann


SCHEIDEMANN, Heinrich, Komponist, Organist und Lehrer, * um 1596 in Wöhrden/Holstein als Sohn des Organisten David S., + Anfang 1663 in Hamburg (Pest). - S. erhielt seine erste musikalische Ausbildung wohl bei seinem Vater, der seit ca. 1604 Organist an St. Katharinen in Hamburg war. Die Gemeinde ermöglichte ihm ab 1611 ein dreijähriges Studium bei Sweelinck in Amsterdam »in der Hoffnung, daß er ein braver Künstler und dereinst ihr Organist werden sollte«. 1629 wurde S. Nachfolger seines Vaters als Organist an St. Katharinen. 1634 erlangte er das Hamburger Bürgerrecht und heiratete die Hamburger Arzttochter Maria Bokel. S.s Stellung im Hamburger Musikleben war bedeutend: die Kirchengemeinde schätzte seine Tätigkeit sehr, erhöhte seine Besoldung mehrmals und ermöglichte eine Erweiterung der Orgel, wodurch ihm ein exzellentes Instrument zur Verfügung stand. Er hatte Verbindung zu anderen bedeutenden Hamburger Organisten, Kantoren und Ratsmusikern wie z.B. Thomas Selle, Kantor am Johanneum und Musikdirektor der Hauptkirchen, Jacob Praetorius, Organist an St. Petri, Matthias Weckmann, Organist an St. Jacobi. Zu seinen Schülern gehörten neben seinem Nachfolger J.A. Reinken zahlreiche nachmals in Norddeutschland wirkende Organisten. Als Fachmann prüfte er zahlreiche Orgeln, so z.B. in Braunschweig, Lübeck, Bremen, Lüneburg und Hamburg. S. gilt als Mitbegründer der norddeutschen Orgelschule und führender Orgelkomponist der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er verstand es, den Sweelinck'schen Stil mit den besonderen Eigenarten der norddeutschen Barockorgeln zu verbinden und wirkte damit stilbildend bis Buxtehude. Große Bedeutung erlangten seine Choralvorspiele sowie seine acht Magnificat-Vertonungen. In den c.f. freien Orgelwerken ist eine Entwicklung von improvisatorisch wirkenden Sätzen (Praeambulum) über Addition fugierter Teile bis zur »Praeambelfuge« zu beobachten, die auf die spätere Form »Präludium und Fuge« hinweist. Zwölf schriftlich ausgearbeitete Motettenkolorierungen zeigen seine - normalerweise improvisatorisch ausgeführte - Kunstfertigkeit der Verzierung bestehender Kompositionen.

Werke: (Auswahl, vollständig bei Breig, 1967): Orgel: 18 Choräle, 12 Motettenkolorierungen, 8 Magnificat, 2 Kyrie, Te Deum laudamus, 12 Praeambula; Cembalo: 18 Tanzsätze (alle handschriftlich); 34 geistliche Lieder, z.B. in: J. Rist: Neue himmlische Lieder sonderbahres Buch, Lüneburg 1651.

Lit.: Johann Mattheson, Grundlage einer Ehrenpforte, Hamburg 1740; - L. Schierning, Die Überlieferung der deutschen Orgel- und Klaviermusik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Kassel 1961; - Willi Apel, Geschichte der Orgel- und Klaviermusik bis 1700, Kassel 1967, - W. Breig: Die Orgelwerke von Heinrich Scheidemann, Wiesbaden 1967; - ADB 30/707-708; - New Grove 16/601-603; - MGG 11/1621-1625; - Riemann 590 f.

Renate Hübner-Hinderling

Quelle: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/scheidemann_h.shtml

Weitere Informationen

über Heinrich Scheidemann erhalten Sie hier.



Unbekannt daheim, auswärts berühmt

Komponist Heinrich Scheidemann aus Wöhrden prägte nachhaltig die Orgelmusik

Von Andre Paul

Wöhrden - In Dithmarschen erinnert wenig bis nichts an ihn; woanders widmen ihm Studenten ganze Seminararbeiten: Der Kirchenorganist und Komponist geistlicher Musik Heinrich Scheidemann (1596 bis 1663) aus Wöhrden ist der große Unbekannte der regionalen Musikgeschichte.

„Seit 30 Jahren schaue ich regelmäßig im Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf vorbei und hoffe, endlich einen Hinweis auf ihn zu finden. wenigstens eine Erinnerungstafel", kritisiert unser Leser Gerhard Kühl, ein gebürtiger Dithmarscher, der heute im Landkreis Bergstraße (Rheinland Pfalz) lebt.

..Für eine Ausstellung brauchten wir allerdings auch Objekte, die man den Besuchern zeigen kann", rechtfertigt Karsten Schrum. Archivar und Bibliothekar am Museum, die bisherige Nicht Präsenz des Barock Künstlers. „Außerdem sind sowohl Heinrich Scheidemann als Person als auch seine Musik nur speziellen Interessenten und Musikexperten ein Begriff."

Zu diesem Personenkreis zählt die Studentin Ulrike Becker von der Martin-Luther-Universität in Halle. Sie schrieb am Institut für Musikgeschichte eine Seminararbeit über den Wöhrdener.
„Scheidemann hatte entscheiden den Einfluss an der Herausbildung der Choralfantasie, die zur zentralen Gattung für die norddeutsche Orgelmusik wurde", informiert die angehende junge Wissenschaftlerin. Für ihre Arbeit stützte sie sich hauptsächlich auf ältere Sammelbände über die Geschichte der Barockmusik, in denen der Dithmarscher zwar Erwähnung findet, aber keinesfalls im Mittelpunkt des Interesses steht.

Einen knappen Eintrag er hielt der Verfasser von mindestens 80 Cembalo Kompositionen und Orgelwerken auch im Band lX des Biographisch Bibliographischen Kirchenlexikons aus dem Traugott Bautz Verlag dem Standardwerk schlechthin über alle historischen Aspekte und Personen zum Thema Kirche. Die Publizistin Renate Hühner-Hinderling weiß über Heinrich Scheidemann, dass er regelmäßig die Kirchenorgeln Norddeutschlands kontrollierte und ein Mitbegründer der Orgelschule in diesem Landstrich war.

Der Meldorfer Domkantor Paul Nancekievill greift nach eigenen Worten gern auf Werke von Heinrich Scheidemann zurück. „Nicht regelmäßig, aber zu besonderen Anlässen." Scheidemann sei nicht gerade einfach zu spielen, so der Kantor, auch benötige die adäquate Umsetzung seiner Musik spezielle Orgeln. „Aber ich mag ihn wirklich, besonders seine Echo Effekte."

Ob sich Heinrich Scheidemann darüber grämen würde, dass er in seiner Heimat Dithmarschen nahezu vergessen ist? Wohl kaum, zumindest wenn man dem Porträt des Hamburger Barock-Schriftstellers Johann Mattheson glauben mag: „Scheidemann war freundlich und leutselig, ging mit jedermann frei und fröhlich um und machte nichts Sonderliches aus sich selber. Sein musikalisches Spielen war eben der Art. hurtig mit der Faust, munter und aufgeräumt."

Lebenslauf

Heinrich Scheidemann wurde 1596 als Sohn eines Organisten in Wöhrden geboren. Von 1611 bis 1614 studierte er in Amsterdam. Danach hüllt sich sein Lebensweg ein wenig ins Dunkle. Spätestens im Jahr 1629 muss er die Stelle als Organist der Kirche St. Katharinen in Hamburg angetreten haben. Er blieb in der Hansestadt und heiratete 1634 die Arzttochter Maria Bökel, mit der er neun Kinder hatte. Heinrich Scheidemann starb 1663 im Alter von 67 Jahren in Hamburg an der Pest.
(Quelle: DLZ v. 23.08.2007)