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„Zanow lieget 1 Meile von der Ostsee und von der Stadt Cößlin, 2 Meilen von Rügenwalde, 3 von Pollnow und 4 von Schlawe und Bublitz, an 3 fischreichen Bächen, wovon der eine, die Pollnitz, oder der sogenannte Mühlenbach, ganz nahe an der Stadt die Korn-, Schneide- und Walkmühle treibt, der andre, als der Nestbach, die Gränze an dem Gollenberge zwischen Cößlin und Zanow macht, und der dritte der Horstbach, in dem städtischen Gebiete entspringt und sich in den Nestbach ergießet. Noch ein Bach, der aus einer Quelle nahe bey der Stadt seinen Ursprung nimmt, wird mitten durch dieselbe vermittels eines Canals geleitet, deßen Wasser sich die Einwohner mit großem Nutzen bedienen."
So beschreibt 1784 Brüggemann die Lage der Stadt Zanow und 1911 führt die Raasch'schc Chronik weiter aus:
„Die Stadt Zanow im Pommern liegt unter 54° 13* nördlicher Breite und 34" 7' östlicher Länge (16° 18' ö. L. v. Greenwich) in einem tief in den Kösliner Kreis hineinreichenden Winkel des Schlawer Kreises. Herrlich ist ihre Lage am Fuße des Gollenberges. An drei Seiten ist sie von Wald umgeben, an der vierten nach der Ostsee hin offen. Das Klima ist ein ziemlich rauhes, Nord- und Ostwinde sind vorherrschend. Der Frühling ist meist kalt und unfreundlich, verhältnismäßig spät erst beginnt das Wachstum in der Natur. Der Sommer ist oft sehr regenreich, der Herbst hingegen bringt oft bis spät in den November warme, freundliche Tage. Einen strengen Winter verhindert die Nähe der See, der Schneefall ist meist ein geringer."
Das Wappen der Stadt nimmt auf diese Lage und auf die Geschichte Bezug. Es führt in Rot einen silbernen Greif mit einem Störschwanz (Wappen der Herren von Schlawe, Rügenwalde und Pollnow aus dem Geschlecht der Swenzonen) über einem blauen Querfluß, der in schräglinker Richtung unter den Greifen gesetzt ist. Auf vielen Abbildungen ist der Querfluß in
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Zeichen der Fischereigerechtigkeit im Pollnitz-, Nest-und Horstbach sowie auf dem See zwischen Zanow und Schübben und den beiden Heidseen (alle drei sind im 18. Jahrhundert trockengelegt). In früherer Zeit war die Fischerei eine wichtige Quelle der Ernährung für die Bevölkerung.
Im Jahre 1895 stiftete die Stadt einen Betrag von 60 M. zu den Wappenfenstern des neuen Provinzial-Landeshauses in Stettin. In diesen hat das Zanower Wappen neben den anderen Städte- und vielen Familienwappen Aufnahme gefunden, nachdem es durch das heraldische Amt in seiner ursprünglichen Form festgestellt worden war. Eine amtlich getreue Nachbildung dieses Wappens befand sich unter Glas, und Rahmen im Stadtverordneten-Sitzungssaale. Die Inschrift des alten Stadtsiegels lautete:
Sigillum civitatis Zanoviensis.
Nach Borkenhagen (Bürgermeister von 1809—24) sind die Farben der Stadt blau und rot. Das von der Stadt Zanow gestiftete Wappen im Fenster des Sitzungssaales im ehemaligen Schlawer Landratsamt befindet sich noch heute dort. Der Ortsname Zanow soll im Wendischen „Heuort" bedeuten. In alten Urkunden kommen die Schreibweisen Scanow, Sanowe, Sanow, Czanow, Tzanow vor, seit 1945 ist Sianów der Name der Stadt.
Über die Ursprünge der Stadt wissen wir nichts. Sicher ist es eine Siedlung, die in die vorgeschichtliche Zeit zurückreicht. Einige Forscher mutmaßen, daß bereits im 9. Jahrhundert Wikinger dort ansässig gewesen seien, als sie von der Küste aus in das Landesinnere vordrangen, um Handelsniederlassungen anzulegen.
Erstmalig wird Zanow als Burgflecken 1335 genannt. Es kann aber angenommen werden, daß die Burg schon früher bestanden hat, denn sie hatte zweifelsohne damals die Aufgabe, das Schlawer Land gegen die Gollenposition zu sichern. Die Familie v. Zitzewitz nimmt an, daß ihr Ahnherr Martinus Kutzeke, der sich ab 1345 „de Sitzuitze" und zeitweise „de Sanow" nannte, die Burg um 1300 angelegt haben könnte. Damals waren die sogenannten Tafelgüter der Burg Kuhtz und Zitzmin. Die älteste erhaltene Urkunde stammte von Bischofjohannes von Cammin vom 22. August 1348, in die er wörtlich Teile einer Urkunde des Swenzonen Peter von Pollnow vom 11. Febr. 1343 aufgenommen hatte. Nach dieser Urkunde wurde der deutschen Stadt Zanow das Dorf Neuendorf (in der lateinischen Urkunde Niegendorp genannt) geschenkt, die Grenzen der Feldmark festgelegt und der Stadt lübisches Recht verliehen. Dafür waren 60 Mark Kolberger Münze zu zahlen. Daher wird als Gründungsjahr der Stadt Zanow 1343 angesehen. Neuendorf wurde im 30jährigen Krieg völlig vernichtet und die Äcker auf die Zanower Bürger verteilt. Die genaue Dorfstelle ist nicht mehr in Erinnerung. Sie dürfte in der Gegend der Zanower Abbauten nach Vangerow zu gelegen haben.
In der nächsten Zeit ist unklar, wem die Stadt Zanow gehörte. 1353 kaufte der Bischof Johannes von Cammin das Land Pollnow, zu dem wahrscheinlich auch Schloß und Stadt Zanow gehörten. 1372 zählten die Herzöge Bogislav VI. und Barnim V. die Stadt zu ihren Besitzungen. 1386 rechnete das Bistum Cammin Schloß, Stadt und Vogtei Zanow wieder als sein Eigentum. Um 1400 war die Stadt wieder herzoglich und gehörte zur Vogtei Rügenwalde. 1480 residierte Bogislaw X. im Schloß, das vor der Stadt etwa in der Gegend der späteren Schloßwallgärten lag und mit einem Wall umgeben war. Er wird dort von Kösliner Kaufleuten gefangen genommen, aus Rache für die Plünderungen ihrer Transporte durch herzogliche Gefolgsleute. Köslin tobte vor Freude, aber der Senat der Stadt Köslin reagierte besonnen und versöhnte den Landesherren mit Geld.
Am 29. Sept. 1483 verkaufte Bogislaw X. die Stadt Zanow mit den Dörfern Kuhtz und Zitzmin an seinen Kanzler Jürgen Kleist erblich für 700 rh. Goldgulden. Dessen Sohn Jacob v. Kleist gab 1509 die Stadt an den Herzog zurück gegen einige erledigte Kranksparsche Lehen. Dann gehörte Zanow zeitweise zum Rügenwalder Amt, wurde aber 1622 von Bogislaw XIV. als Immcdiatstadt anerkannt. 1625 erließ der Herzog der Stadt die Paß- und Landfuhren und schenkte ihr ein Gehölz an der Zwölfhufenschen Grenze, wahrscheinlich den späteren Stadtwald, und die Fischereigerechtigkeit auf dem See zwischen Zanow und Schübben. Er lag an der Stelle der späteren Seewiesen.
Als im Jahre 1648 der Große Kurfürst von Pommern Besitz ergriff, wurde die Stadt zu einem „Amtsstädtlein" des Rügenwalder Amtes zurückgestuft; auf den Widerspruch des Rates der Stadt aber nach 1662 wieder in seine Rechte als Immediatstadt eingesetzt. Es konnte den letzten Sitz im hinterpommerschen Landtag einnehmen.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) war die Stadt furchtbar heruntergekommen, ihr Eigentumsdorf Neuendorf war dem Erdboden gleichgemacht worden, der Acker unter die Bürger verteilt. Trotzdem scheint das Eigentumsrecht an diesen Ländereien immer wieder angezweifelt worden zu sein und mußte 1668, 1699 und 1714 von den jeweiligen preußischen Herrschern neu bestätigt werden. Solche Bestätigungen hatten auch die pommerschen Herzöge immer wieder auszusprechen. Durch welche Rechtsstreitigkeiten diese Beurkundungen notwendig wurden, ist nicht mehr bekannt.
Und nun noch einige interessante Einzelheiten aus der Geschichte der Stadt: 1743 kaufte der Rat den bereits erwähnten See zwischen Zanow und Schübben für 300 Tlr. Während des Siebenjährigen Krieges (1756— 1763) hatten die Russen in Zanow ihr Hauptlazarett und Laboratorium und zu deren Sicherheit die Stadt stark verschanzt, wodurch die Einwohner den Kriegsdruck noch schärfer empfanden. Die Bürgerschaft starb bis auf 24 Hausbesitzer aus, und diese wurden nach dem Abzüge der Russen durch das Abtragen der Schanzen schwer belastet. Ansteckende Krankheiten blieben auch nicht aus. Das Kirchenbuch berichtet darüber: „In diesen Jahren 1761 und 1762 hat die weiße und rote Ruhr die mehrsten Menschen hinweggerafft, wie auch das Fleckenfieber und die Hitzige Krankheit. Eine schreckliche Zeit! — Krankheit — Sterben — Krieg — und Theurung drücken jetzt jedermann."
Im Jahre 1780 wurde eine Stadtmühle erbaut mit zwei Gängen, als öl- und Graupenmühle. Die später dazugehörige Schneidemühle lag vorher an der Kösliner Straße.
In früheren Zeiten besaß die Stadt keine öffentlichen und nur sehr wenig Privatbrunnen. Das Wasser holten sich die Einwohner aus einem laufenden Fließ, „Süßbrunnen" genannt. Es floß bis zum Bau der Chaussee die Straße entlang und hat nach verschiedenen Verwaltungsberichten stets gutes, brauchbares Wasser geführt.
1791 waren 35 Brunnen vorhanden, teils öffentliche, teils private. 1885 erst wurden artesische Brunnen mit ständig laufendem Wasser angelegt. 1910 hatte fast jedes Haus seinen eigenen Brunnen, die ein außerordentlich sauberes, genießbares Wasser lieferten, und — so meinte man — eine Wasserleitung vollständig entbehrlich machten.
Um die Wende des 18. Jahrhunderts stand in Zanow an Militär eine Eskadron des Husarenregiments No. 8. Der große Husarenpferdestall wurde 1811, als das Militär abgezogen wurde, für 280 Tlr. einschließlich des Grund und Bodens verkauft. Er stand auf dem späteren Schmiedemeister Pieperschen Grundstück.
1834 wurde der Neubau des Pfarrhauses vollendet, 1844 der Friedhof an der Landstraße nach Vangerow eingeweiht und erst 1906 das seit 1618 bestandene Patronat der Gutsherrschaft Zuchen abgelöst. Wann die Kirche erbaut wurde, ist nicht mehr bekannt. Der Turm, in den Mühlsteine eingemauert sind, stammt von einer alten Kirche aus gotischer Zeit. Die Kirche ist aus Fachwerk mit Ziegelsteinmauerung hergestellt und könnte aus der Zeit um 1800 stammen. Einige Inneneinrichtungen dürften schon in der alten Kirche benutzt worden sein, wie die Jahreszahlen aus dem 17. Jahrhundert vermuten ließen.
1896/97 wurde das massive geräumige Schulhaus in den Anlagen erbaut. 1845 wurde die Zündwarenfabrik von Herrn August Kolbe gegründet. Im Jahre 1871 richteten die Brüder Pohl und Groß eine zweite Zündwarenfabrik ein, die 1884 zum größten Teil abbrannte, aber wieder neu aufgebaut wurde. Einer der Söhne des Herrn Pohl gründete 1899 eine Seifenfabrik, die aber bald in eine dritte Zündwarenfabrik umgewandelt wurde.
1907 wurde eine Zementwarenfabrik erbaut, 1908 eine Genossenschaftsmolkerei, 1909 ein Dampfsägewerk.
Zanow liegt an der alten Handelsstraße von Stettin nach Danzig, zwischen Köslin und Schlawe. Im Jahre 1829 begann der Bau der großen Chaussee Stettin-Danzig. Bei der Herstellung des Chausseedammes Kluß-Zanow wurden die letzten Reste des Schloßwalles abgetragen, der sich in der Nähe der Kolbeschen Fabrik befand. Die Straße wurde später die Reichsstraße 2. Von ihr zweigen in Zanow ab die Landstraßen nach Rügenwalde und Wusseken (über Schübben nach Wandhagen bzw. Zuchen), nach Pollnow über Ratteick und Jatzingen, oder über Vangerow, Steglin und Kösternitz.
Die Staatsbahn von Köslin nach Stolp entstand 1866—1870, damals also auch der hohe Bahndamm im Nestbachtal und der Bahnhof Schübben-Zanow;.
Die Kraftpostlinien Köslin-Zanow-Rügenwaldermünde und zurück verkehrten ab 29. 6. 1925, die von Köslin nach Zanow und zurück ab 16. 5. 1927.
Im Jahre 1924 begann in Pommern die Umwandlung der handbedienten Fernsprechortsvermittlungen in Selbstwählämter. Etwa 1930 wurde auch das „Ortsamt ohne Fernamt" Zanow auf Wählerbetrieb umgestellt. Das erste ostpommersche Elektrizitätswerk entstand 1898 in Bublitz. Provinzialausschuß und Provinziallandtag faßten 1910 den bedeutsamen Entschluß, eine einheitliche, über die ganze Provinz sich erstreckende Elektrizitätsversorgung einzurichten. Zanow wurde von der Überlandzentrale Belgard mit Strom versorgt.
Gegen Ende des 1. Weltkrieges befanden sich die Landstraßen in einem schlechten Zustand. Besonders durch die großen Heerestransporte nach dem Osten, die zuletzt meist nur noch durch vollgummi- oder eisenbereifte Lastautos erfolgten, waren die Zerstörungen an den Chausseen besonders groß geworden. Als die entlassenen Soldaten zurückströmten und keine Tätigkeit vorfanden, wurden sie auch in Zanow zu Straßenarbeiten herangezogen und somit ihnen Arbeits- und Vcrdicnstmöglichkcitcn geschaffen. ihnen Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten geschaffen.
Die Abwertung der deutschen Währung wirkte auf das Bürgertum vernichtend, auch in Zanow, weil den meisten erst dadurch zum Bewußtsein kam, daß sie arme Leute geworden waren.
Die politischen Nachwehen nach 1918 waren auch in Zanow zu spüren. Stahlhelm, Reichsbanner und Kommunisten standen sich feindlich gegenüber. In den letzten Jahren vor 1933 kam es fast jeden Sonntag zu Demonstrationszügen. Die häufigen Wahlversammlungen wurden gegenseitig gestört, so daß sich die Parteien Selbstschutz organisierten. In der Industrie machten Entlassungen viele Arbeiter jahrelang brotlos, was den politisch radikalen Parteien Zulauf gab. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurden die Ortsgrupprenleiter mit nahezu unbeschränkter Vollmacht ausgestattet. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wirkte auch in Zanow. Die Juden wurden zum Tragen des Judensterns verpflichtet, Boykottierung, Vertreibung, Enteignung und Verhaftungen sorgten auch in Zanow dafür, daß die wenigen jüdischen Familien ihre angeborene Heimat verlassen mußten.
Trotz vaterländischer Gesinnung der Bevölkerung war von einer Begeisterung für das 3. Reich nicht immer etwas zu spüren, wenn man auch die wirtschaftlichen Erfolge anerkannte, denn die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt nahm trotz allem einen positiven Verlauf. Auch in Zanow haben die nationalsozialistischen Machthaber die Mitbürger ihre Allgewalt spüren lassen, die als Andersdenkende aus der Vergangenheit, als Nichtparteigenossen der Gegenwart und als Unzuverlässige für die Zukunft gestempelt wurden. Besonderer Beobachtung unterlagen Schulleiter und Lehrer, Pfarrer und bekennende Christen.
Viele Zanower mußten ab Herbst 1944 an der Schanzaktion des pommerschen Gauleiters teilnehmen, desgleichen Frauen und Jugendliche, die als Evakuierte aus dem Ruhrgebiet in Zanow und Umgebung Aufnahme und Sicherheit vor Bombenangriffen gefunden hatten. Am 1. 3. 45 befanden sich an Verteidigungskräften in der Stadt: Reste einer Genesungs-Komp., schwache Volkssturm-Gruppen und in der Luft 6 Kampfflieger.
Trotz Widerstandes stießen die sowjetischen Panzerfahrzeuge gegen 12.20 Uhr aus Richtung Pollnow kommend schnell durch die Stadt und besetzten die Ausgänge nach allen Richtungen. Am Südeingang war ein Panzer von deutschen Soldaten kampfunfähig geschossen worden. Den ersten Panzern folgte auch Artillerie, sowie Infanteristen, die ohne besonderen deutschen Widerstand gegen Abend des 1.3. die ganze Stadt besetzt hatten.
Eine Räumung der Stadt war wohl von den Kreisbehörden geplant, jedoch infolge des blitzartigen sowjetischen Vorstoßes auf Zanow nicht mehr angeordnet worden. Die Bevölkerung der Stadt wurde daher ohne rechtzeitige Warnung von den Sowjets regelrecht, überrollt.
Während des Eindringens der sowjetischen Truppen und in der Nacht vom 1. zum 2. 3. konnten sich noch etwa 90—110 Personen in nordwestlicher Richtung, im weiteren Verlauf vorwiegend entlang des Ostseestrandes über Kolberg und Cammin nach dem Westen in Sicherheit bringen. Beim Einrollen der Panzer in die Stadt, durch Fliegerbeschuß, auf der Flucht und durch Freitod sind in den ersten beiden Tagen des März 45 in Zanow etwa 43 Personen (nach der Erinnerung des Stadtinspektors Priebe) ums Leben gekommen. In den ersten 2 Wochen wurden von den Sowjets etwa 40 männliche, weibliche und jugendliche Personen zwischen 14 und 70 Jahren verschleppt.
Bei dem ersten Angriff der Sowjets auf die Stadt in der Mittagszeit des 1. 3. 45 waren nur noch 2 Treckfahrzeuge aus Ostpreußen betroffen, alle anderen Trecks, die in Zanow übernachtet hatten, waren rechtzeitig nach Westen weitergefahren.
Der eine Ostpreuße wurde von einem Russen erschossen, als er sich vor seine 15jährige Tochter stellte.
Die Frau des Hausmeisters der Zanower Schule betreute die schwer verwundeten deutschen Soldaten, die in den unteren Schulräumen untergebracht waren. Nach ihrem Zeugnis erschienen am 4.3. in der Schule mehrere russische Soldaten, schossen die Verwundeten restlos nieder und verschleppten die Hausmeistersfrau.
Am 1.3. wurden durch Beschuß zerstört: - Das Gehöft Wegner an der Straße nach Schlawe, - drei noch im Rohbau befindliche Siedlungshäuser, - ein bewohntes, in Behelfsbauweise errichtetes Zweifamilienhaus am Viehmarkt, - das Gebäude des Ein- und Verkaufsvereins, Schlawer Straße 1, - das frühere Torwärterhaus der Witwe Ida Wolter, Mittelstraße 1, - das Gebäude der Verbrauchergenossenschaft, Saarplatz 1, und nach Explosion einer Fliegerbombe: - die Wohnhäuser Kösliner Str. Nr. 16,18,20 und 32.
In den darauffolgenden Tagen sind durch Großfeuer vernichtet worden die neuen Wohnhäuser von Bruno und Martin Steffen in der Hinterstraße, sowie an der Nordseite der Mittelstraße die Wohn- und Geschäftsgebäude der Eigentümer Kutzner, Domröse, Grünwald, Reder, Walter, Steinhorst und Kuse, sowie eine Scheune.
Eine polnische Verwaltung wurde in Zanow im Juni 1945 eingesetzt. Die russische Kommandantur bestand aber weiterhin bis etwa Sept. 45. Sammel- oder Straflager wurden in Zanow weder von den Russen noch von den Polen eingerichtet. Unter den Bekanntmachungen und Aufrufen der sowjetischen Truppen, der polnischen Okkupanten sowie deren Verwaltungsstellen ist dem überrollten Bevölkerungsteil am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben die Aufforderung zur Umsiedlung. Alle diejenigen, die dem nicht Folge leisteten, wurden später gezwungen, die Heimat zu verlassen.
Ausweisungstermine waren: Oktober, November und Dezember 1945; März, Mai, Juni, August, November und Dezember 1946; Januar, Februar und Juli 1947. Später folgten noch vereinzelt kleinere Gruppen den Ausweisungsanordnungen. Die Ausweisungen führten über Köslin, wo Aufenthalte bis zu 4 Wochen vorkamen. Danach wurden die Ausgewiesenen in Viehwaggons nach Stettin gebracht, wo sie in den Lagern Scheune oder Frauendorf nochmals in mehrtägigen Aufenthalten seelisch gequält, materiell beraubt und gesundheitlich durch Hungertyphus, in vielen Fällen sogar mit tödlichem Verlauf, nachhaltig geschädigt wurden. Das war das Ende der deutschen Stadt Zanow und ihrer 600jährigen Geschichte.
Literatur:
Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern. 9. stark vermehrte Auflage. 1939 (Niekammers Landw. Adreßbücher, 1).Adreßbuch der Stadt Zanow. Köslin 1930. Adreßbuch der Stadt Zanow. Köslin 1939. Böttger, Ludwig: Die Baudenkmäler der Provinz Pommern. 3 Teil, Heft III, Stettin 1892.
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