|
Tausche Grünland gegen Bauland Von Reinhard Geschke
Aktuell ist es nicht einfach, Bauland zu erwerben. Viele Landwirte wollen sich nicht von ihrem Grund und Boden trennen. Die Gemeinde Wöhrden geht einen anderen Weg.
Es ist eine Lage, die alles andere als einfach ist. Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen steigt immer weiter, weil Windkraft und Photovoltaik-Freiflächenanlagen mehr Raum einnehmen sollen. Hinzu kommt, dass der Bedarf nach Wohngebieten nach wie vor groß ist. In den vergangenen zwei Jahren haben deshalb etliche Gemeinden in Dithmarschen Baugebiete ausgewiesen.
So war es auch in Wöhrden. Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr insgesamt 14 Bauplätze erschlossen. Da war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Auf unserer Warteliste standen insgesamt 65 Interessenten", sagt Bürgermeister Peter Schoof. Somit hätte er auch das Vierfache an Bauplätzen veräußern können. Ging aber nicht. Wie Schoof sagt, seien in Wöhrden die Flächen für Baugebiete begrenzt. "Wir haben aktuell kein eigenes Land und somit auch keine Fläche, die wir erschließen könnten."
Hinzu komme in der mit Windkraftanlagen reich gesäten Kommune, dass viele Flächen durch die Lärmemissionen als Baugebiet ausgeschlossen seien. Die Abstände zu vergrößern sei oftmals nicht möglich. Und selbst wenn Schoof eine Fläche gefunden habe, sei es schwierig, Landwirte vom Verkauf zu überzeugen. Seit zwei Jahren sei er schon hinterher, Grünland oder Ackerflächen zu erwerben, um diese mal bebauen zu können. "Die Bauern wollen ihr Land nicht veräußern, auch weil dann entsprechende Steuern fällig werden."
Und so ist der Bürgermeister jetzt einen anderen Weg gegangen. "Wir haben 20 Hektar Land in Nordermeldorf erworben und bieten das jetzt zum Tausch an." Ob das am Ende eine günstigere Variante ist, weiß Schoof auch noch nicht. "Die Preise für Grünland sind hoch." Die Gemeinde hat insgesamt etwas mehr als 1,7 Millionen Euro für die Flächen bezahlt. "Das ist preislich für uns in Ordnung", so der Bürgermeister. Mit diesen Flächen im Gepäck führt Schoof aktuell Gespräche mit Landwirten, um so ortsnahe Grünflächen im Tausch zubekommen. "Ich bin da mit mehreren Landwirten in Gesprächen, aber entschieden ist noch nichts." Aber Schoof ist optimistisch, die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen zu können. Am Ende wird es darum gehen, in welchem Verhältnis die Flächen getauscht werden.
An eine Art Vorratshaltung von Bauland für die anvisierte Ansiedlung der Firma Northvolt denkt der Wöhrdener Bürgermeister noch nicht. Das Thema Northvolt wolle er jetzt erst einmal ganz in Ruhe abwarten. "Wir haben das im Hinterkopf, aber jetzt geht es erst einmal um die Entwicklung vor Ort, gerade auch im gemeinsamen Stadt-Umland-Konzept."
So ganz schnell wird neues Bauland in Wöhrden dann aber doch nicht erschlossen sein. Selbst wenn die Gemeinde Flächen tauschen kann, müsse sie das komplette Verfahren mit der Änderung eines Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplanes durchlaufen. Das dauert erfahrungsgemäß mindestens ein Jahr. Wann in Wöhrden die Bagger rollen könnten, da wollte sich Schoof nicht festlegen.
So viel Platz braucht ein Baugebiet
Wöhrden hat 20 Hektar Land erworben, die aber nicht eins zu eins in Bauland getauscht werden können. Dafür liegt der Preis für Bauerwartungsland deutlich über dem von Grünland oder Ackerflächen. Um zehn Einfamilienhäuser mit Carport/Garage und Gärten sowie die dazugehörigen Straßen und Gehwege bauen zu können, wird eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern, also einem Hektar, benötigt.
|
|