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Neithard Bethke

Oder genauer gesagt: Professor Doktor Neithard Bethke ist der Vater und Organisator der Ratzeburger Dommusiken.
Geboren am 2. April 1942 in Wöhrden/Dithmarschen in einer kinderreichen Pastorenfamilie als achtes von 10 Kindern, hat ihn Musik von frühester Kindheit umgeben. Seine Mutter war professionelle Musikerin, sie war Klavierpädagogin und zu ihrer Zeit die jüngste Professorin ihres Faches. Sie wurde seine erste Klavierlehrerin. Schon mit 7 Jahren spielte er die Orgel im Gottesdienst in Wöhrden, mit 13 Jahren wurde er dort vertraglich fest eingestellt. Er studierte Kirchenmusik, Komposition, Klavier und Dirigieren in Lübeck, Freiburg, Paris, Madrid und Hamburg

Neithard Bethke war zunächst als Kirchenmusiker in Wöhrden und in Lübeck tätig und wurde 1969 Domorganist in Ratzeburg. Im gleichen Jahr gründete er die Sommerakademie in Ratzeburg. 1972 erfolgte die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor und er war damit jüngster amtierender Kirchenmusikdirektor Deutschlands. 1981 wurde Neithard Bethke Chefdirigent des renommierten, aus erstklassigen Fachkräften bestehenden Deutschen Bachorchesters, das damals seinen Sitz in Köln hatte und dessen Sitz er nach Hamburg verlegte. Neben all den Tätigkeiten in seiner Ratzeburger Zeit holte Neithard Bethke das Abitur und das Große Latinum nach, studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Musikwissenschaft, Geschichte und Theologie und wurde 1988 zum Dr. phil. promoviert.

Seine Dissertation befasst sich mit dem Leben und dem Werk von Kurt Thomas, der zeitweilig Dirigent des Thomanerchores war. Bethke erschloss und interpretierte dafür ein umfangreiches Quellenmaterial und würdigte und interpretierte erstmalig das Gesamtwerk der kompositorischen Tätigkeit von Kurt Thomas. Diese Dissertation bietet zugleich erstmalig einen umfassenden Überblick über die Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts in Deutschland und befasst sich mit der Problematik der Kirchenmusik unter zwei atheistischen Diktaturen. 1994 wurde Neithard Bethke das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Die musikalische Tätigkeit von Neithard Bethke beschränkt sich nicht auf die Ratzeburger Domkonzerte. Fast alljährlich finden in Ratzeburg im Sommer internationale Orgelwochen statt, an denen Organisten aus aller Welt beteiligt sind. Seit 1969 organisiert und leitet Bethke die von ihm ins Leben gerufene Ratzeburger Sommerakademie, bei denen renommierte Musikpädagogen und Künstler Meisterkurse für Musikstudenten durchführen. Über 1000 Studierende nahmen bisher an diesen Kursen teil. Sie sind inzwischen selbst ausübende Künstler; einige sind Dozenten und Professoren.

Zu Bethkes Lehrtätigkeit gehören Gastdozenturen und -professuren in St. Petersburg, Hongkong, Singapur, Sydney, Perth, Mailand, Santiago de Chile.

Mit seinem Chor gab er zahlreiche Gastkonzerte im Ausland. Er selbst war tätig als Organist, Cembalist und Dirigent in Belgien, England, Holland, Irland, Frankreich, Italien, Island, in Estland, Lettland, Litauen, Finnland und Schweden, in Polen, Tschechien, Russland, Rumänien, Ungarn, Kasachstan, Georgien, Armenien; in Spanien, Schweiz, Österreich, Jugoslawien, Norwegen, Dänemark, Liechtenstein; in anderen Erdteilen in Hongkong, Singapur, Australien, Nord- und Südamerika, in Kanada und China.
Dabei machte er sich einen Namen nicht nur als Kirchenmusiker sondern auch als Operndirigent. Figaros Hochzeit, La Traviata, Aida, Nabucco, La Bohéme, Carmen, Meistersinger, Tannhäuser, Parsifal, Freischütz u.a. gehören zu seinem Repertoire.
Vielfalt und weite Fächerung - das gilt auch im Bezug auf Neithard Bethkes kompositorische Tätigkeit, die Gattungen und Inhalte seiner Kompositionen. Zu den bislang 77 von ihm geschaffenen Werken gehören 30 Werke für Orgel, 1 Messe, 3 Oratorien, 8 Motetten, 12 Kantaten, 12 andere Chorwerke, 4 Liederzyklen, 3 humorvolle weltliche Chorwerke, 1 Sinfonie, 6 andere Werke für Orchester.

Er vertonte Texte verschiedener Autoren: Jochen Klepper, Dietrich Bonhoeffer, Hilde Domin, Uwe Steffen, chinesische Lyrik, Erwin Lüddecke, Eva Zeller. Seine Vertonungen zeichnen sich oft durch originelle Instrumentierung aus, so z.B. Klarinette, Harfe und Altstimme.

Bethkes Engagement auf sozialem Gebiet findet auch Ausdruck in seiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ratzeburg, deren Einsatzleiter er ist. Neithard Bethke, der Dirigent des Ratzeburger Domchores ist zugleich der "Dirigent" der Feuerwehr. Bethkes unbedingter Einsatz auf beiden Gebieten, der Musik wie der Feuerwehr, ohne Rücksicht auf sich selbst, sein Einsatz bis zum letzten, überschnitten sich im Jahre 1975, als Waldbrände in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen wüteten. Bei seinem totalen Einsatz zog sich Neithard in der Lüneburger Heide schwere Verletzungen zu. Der rechte Arm musste in Gips gelegt werden. Und am kommenden Sonntag stand ein Konzert auf dem Programm, das er nicht absagen wollte und konnte. Trotz dringender Warnungen des Arztes bestand Bethke darauf, dass ihm der Arzt für die Dauer des Konzertes den Gipsverband abnahm und ihm eine schmerzstillende Spritze gab. Das Konzert war gerettet, indem Bethke das Risiko der Gefährdung seiner Gesundheit auf sich nahm.

(Gekürzte Fassung der Laudatio auf Neithard Bethke anlässlich der Verleihung der Ehrenprofessur, gehalten von Prof. Dr. Martin Metzger)




Laudation auf Neithard Bethke