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Laudation auf Neithard Bethke

gehalten am 19.Januar 2000 im Kieler Schloss anlässlich der Verleihung der Ehrenprofessur von Prof. Dr. theol. Martin Metzger.Sehr geehrte Frau Ministerin,

sehr geehrter Herr Bischof,
liebe Kollegen, Verehrer und Freunde Neithard Bethkes,
liebe Familie Bethke und darin bereits eingeschlossen:
lieber Neithard Bethke,

Lassen Sie mich ganz persönlich beginnen!

Es war zu Beginn des Sommersemesters 1973, vor nunmehr fast 27 Jahren. Ich hielt meine erste Lehrveranstaltung in Kiel ab, eine Übung über alttestamentarische Texte für Studierende ohne Hebräisch-Kenntnisse. Unter den Teilnehmern saß ein Student, der offenbar etwas älter war als die anderen. Er hatte den Kopf etwas schief gelegt, die linke Augenbraue und der linke Mundwinkel waren hochgezogen, die Stirn lag in Falten. Es schien so, als schaue er skeptisch und ein wenig verdrossen drein. Ich dachte so für mich: "Hoffentlich macht der dir nicht das ganze Seminar kaputt!" Und der erste, der sich im Verlauf der ersten Sitzung zu Wort meldete, war dieser Student. Und seine Frage war recht gescheit und zeugte von Interesse. Im Laufe der Sitzung meldete er sich immer wieder, und seine Fragen und seine Beiträge waren für den ganzen Ablauf der Übung sehr zuträglich und förderlich. Am Ende der Übungsstunde fragte er, ob er zur Studienberatung kommen könne. Wir gingen in mein Zimmer. Er stellte sich vor, er sei Organist am Ratzeburger Dom, er studiere an der Philosophischen Fakultät Musikwissenschaft als Hauptfach und Geschichte als Nebenfach und wolle Theologie als zweites Nebenfach studieren, sein Ziel sei die Promotion. Wir kamen sofort in ein sehr lebhaftes und interessantes Gespräch über Theologie und natürlich über Musik. Es dauerte über eine Stunde. Und am Ende wusste ich, dass ich einen interessanten Menschen kennen gelernt hatte. In den nächsten Semestern besuchte er regelmäßig meine Übungen und Vorlesungen. Inzwischen hat er das Ziel seiner Promotion erreicht und ist mir ein guter und origineller Freund geworden. Sie wissen natürlich längst, von wem die Rede ist - von Neithard Bethke, dem heute die Urkunde für die Verleihung einer Ehrenprofessur überreicht wird, und ich soll die Laudatio halten.

"Laudatio" - "Lobrede", damit ist nicht Lobhudelei gemeint. Es geht vielmehr um eine Würdigung des Wirkens und Schaffens von Neithard Bethke, um eine Begründung dafür, wieso ihm die Würde eines Professors ehrenhalber zukommt. Laut Gesetz steht es der Präsidentin zu, Personen, die sich in herausragender Weise auf dem Gebiet der Kunst verdient gemacht haben, mit dem Titel eines Professors auszuzeichnen.

Laudatio, Lobrede - das hat eine objektive und eine subjektive Seite. Wer einem anderen Lob zuteil werden läßt, der muss objektiv vom Tun und Wirken des anderen sprechen. Lob ist aber immer auch eine persönliche Angelegenheit, da schwingt, wenn es recht gelingen soll immer ein Stück persönlicher Betroffenheit, ein Stück persönlicher Beziehung mit.
Neithard Bethke hat sich herausragende Verdienste erworben auf dem Gebiet der Musik, als ausübender Künstler und als Selbstschaffender Komponist. Da stünde es eigentlich einem Fachmann, einem Musikwissenschaftler oder einem selbst ausübenden Künstler zu, das Werk des zu Ehrenden zu würdigen. Ich bin weder Musikwissenschaftler noch ausübender Musiker, wenn man von unbedeutenden Versuch auf dem Gebiet der Hausmusik absieht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als auf der objektiven Seite einfach und nüchtern das Wirken und Schaffen Neithard Bethkes in Umrissen darzustellen, ohne auch nur den Versuch zu machen, eine adäquate Beurteilung zu bieten, und das Schwergewicht muss auf der subjektiven, auf der persönlichen Seite liegen. Musik ist nicht nur für den professionellen Musiker geschrieben und wird nicht nur für ihn ausgeübt; sondern Musik zielt auch auf den Hörer, auf den Empfangenden ab. So lassen Sie mich reden als Laie auf dem Gebiet der Musik, der aber gleichwohl die Musik schätzt und liebt, als einen, der in mannigfaltiger Weise dankbarer Empfänger des musikalischen Wirkens Neithard Bethkes war und ist.

Im Hebräischen, im Griechischen und im Lateinischen ist das Wort für "Loben, Preisen" dasselbe Wort wie das für "Segnen". Lob Gottes ist Rückspiegelung empfangenen Segens. So darf man hier analog sagen: Meine Laudatio auf Neithard Bethke ist Rückspiegelung dessen, was ich durch seine Musik und auch durch ihn persönlich empfangen habe. "Loben" heißt auf Griechisch eulogein und auf Lateinisch benedicore, und das bedeutet in beiden Sprachen: "gut über jemanden sprechen". Wenn Gott gut über uns spricht, dann segnet er uns. Einen Menschen oder Gott zu loben, das heißt, gut von ihm zu reden, von dem Guten zu reden, das wir durch ihn empfangen haben.

Zum objektiven Teil der Laudatio gehören die nüchterne Auflistung des Wirkens und des Werkes sowie ein kurzer Rückblick auf die wichtigsten Rahmendaten des Lebensweges.

1) Kurzer Abriss der Lebensdaten
2) Die musikalische Praxis
3) Kompositorische Tätigkeiten
4) Politische und soziale Aspekte

Martin Metzger
Prof. emen für Altes Testament und Biblische Archäologie
an der Theologischen Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel




Kurzer Abriss der Lebensdaten
Neithard Bethke