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Kurzer Abriss der Lebensdaten

Neithard Bethke wurde am 2. April 1942 in Wöhrden/Dithmarschen in einer kinderreichen Pastorenfamilie als achtes von 10 Kindern geboren. Musik hat ihn von frühester Kindheit umgeben, er hat sie wortwörtlich mit der Muttermilch eingesogen. Seine Mutter war professionelle Musikerin, sie war Klavierpädagogin, zu ihrer Zeit die jüngste Professorin ihres Faches. Sie war eine sehr warmherzige, liebevolle und liebenswürdige, bei aller Begabung überaus bescheidene Frau, über die man ein eigenes Loblied singen müsste. Sie wurde seine erste Klavierlehrerin. Schon mit 7 Jahren spielte er die Orgel im Gottesdienst in Wöhrden, mit 13 Jahren wurde er dort vertraglich fest eingestellt. Sein Berufsweg war ihm klar vorgezeichnet, es gab für ihn nur einen Weg: die Musik. Er studierte Kirchenmusik, Komposition, Klavier und Dirigieren in Lübeck, Freiburg, Paris, Madrid und Hamburg.

Seine Lehrerinnen und Lehrer waren Walter Kraft, Marie Claire Alain, Kurt Thomas, Wilhelm Brückner-Rüggeberg, Igor Markevitch und vor allem Ina Krieger. 1967 legte er das Staatsexamen als Kapellmeister, 1968 das als Kirchenmusiker ab.

Neithard Bethke war zunächst als Kirchenmusiker in Wöhrden und in Lübeck tätig und wurde 1969 Domorganist in Ratzeburg. Im gleichen Jahr gründete er die Sommerakademie in Ratzeburg. 1972 erfolgte die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor und er war damit jüngster amtierender Kirchenmusikdirektor Deutschlands. 1981 wurde Neithard Bethke Chefdirigent des renommierten, aus erstklassigen Fachkräften bestehenden Deutschen Bachorchesters, das damals seinen Sitz in Köln hatte und dessen Sitz er nach Hamburg verlegte. Neben all den zahlreichen und mannigfaltigen Tätigkeiten in seiner Ratzeburger Zeit, von denen noch die Rede sein wird, holte Neithard Bethke das Abitur und das Große Latinum nach, studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Musikwissenschaft, Geschichte und Theologie und wurde 1988 zum Dr. phil. promoviert. Seine Dissertation befasst sich mit dem Leben und dem Werk von Kurt Thomas, der zeitweilig Dirigent des Thomanerchores war. Bethke erschloss und interpretierte dafür ein umfangreiches Quellenmaterial und würdigte und interpretierte erstmalig das Gesamtwerk der kompositorischen Tätigkeit von Kurt Thomas. Diese Dissertation bietet zugleich erstmalig einen umfassenden Überblick über die Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts in Deutschland und befasst sich mit der Problematik der Kirchenmusik unter zwei atheistischen Diktaturen. 1994 wurde Neithard Bethke das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Will man ihn, sein Wirken und Schaffen in Kürze charakterisieren, so kann man es mit den Stichworten Vielfalt, Originalität, Phantasie, Kreativität und Intensität umreißen. Beharrungsvermögen, Durchsetzungskraft, Engagement bis zum Äußersten gehören zu seinen Charaktereigenschaften.

Als Ausgangspunkt kann man auch ein Goethe-Zitat, das im Programmheft der Ratzeburger Dommusiken 1999 abgedruckt ist, wählen: "Wenn der Künstler nicht zugleich Handwerker ist, so ist er nichts; aber das Unglück! Unsere meisten Künstler sind nur Handwerker"

Neithard Bethke hat immer großen Wert darauf gelegt, dass das Handwerk in der Kunst in Ordnung ist. Das gilt für seine eigene Tätigkeit als Organist, als Klavier- und Orgellehrer, als Chor- und Orchesterdirigent und für seine kompositorische Tätigkeit. Auf all diesen Gebieten stellt er unerbittlich hohe Ansprüche an sich selbst und an andere und kann böse werden, wenn das Handwerkliche nicht stimmt.

Aber das ist nur die eine Seite der Sache! Goethe beklagt, dass die meisten Künstler nur Handwerker sind. Zum wahren Künstler gehört mehr als nur Handwerk. Aber worin besteht das Mehr? Goethe sagt es nicht ausdrücklich, und es ist schwer in Worte zu fassen. Ich kam es nur mit einem sicher sehr unzureichenden Bild ausdrücken: Es ist der zündende Funke! Der zündende Funke, der im Künstler das schöpferische Licht entflammt und dann von ihm auf andere überträgt, vom Dirigenten auf das Orchester, auf den Chor, auf die Solisten, der Funke, der dann vom Chor, vom Orchester von den Solisten auf die Zuhörer überspringt. Neithard Bethke legte immer großen Wert auf solides Handwerk in der Kunst - aber er war nie nur Handwerker. Bei ihm sprang der Funke immer über. Das gilt für alle Tätigkeitsfelder seines künstlerischen Schaffens, die jetzt in Kürze und in Auswahl zu umreißen sind.


Die musikalische Praxis
Laudation auf Neithard Bethke