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Kreis Dithmarschen

Vorgeschichte

Die ersten Menschen in Dithmarschen waren wohl umherwandernde Jäger, die Rentieren und Elchen auf ihren Wanderungen folgten. Das war vielleicht vor 15.000 Jahren und dürfte sich wohl auch auf dem Boden der heutigen Nordsee abgespielt haben, die damals viel weiter im Westen brandete, so dass einer Fußwanderung nach England nicht viel im Wege stand und die heutige Insel Helgoland ein Festlandfelsen war.

Nach der Eiszeit stieg der Wasserspiegel der Nordsee um etwa 35 m. Die Hauptwassermenge soll dabei etwa 6000 - 3500 vor Christi gekommen sein. Die Küstenlinie wurde so bis an den heutigen Geestrand von Dithmarschen verlegt. Dithmarschen wurde Küstenland. Bei der Entwicklung der Küste in Dithmarschen kam es zu einer langsamen und kontinuierlichen Marschenbildung, die nicht von weitgreifenden Landverlusten begleitet wurde. Der Grund hierfür liegt in dem durch den Meeresspiegelanstieg als Steilküste ausgeformten, bis zu 20 Meter hohen Geesthang. Vorgelagerte Geestkerne fehlten hier, wodurch es zunächst nicht zu einer der nordfriesischen Küste entsprechenden Sedimentation kam.

Die nacheiszeitlichen Flutwellen brandeten hier vielmehr direkt an den Geesthang, schufen Kliffe und verlegten den Geestrand landeinwärts. Die erodierten Sande lagerten sich aufgrund küstenparalleler Strömung vor den Buchten ab und bildeten kilometerlange Nehrungen, die so genannten Donns. Hinter den überdünten Nehrungen entstanden verlandende Buchten und Moore. Mit der Zeit setzte sich aus aberodiertem Moränenschutt und Sinkstoffen des Meeres ein breiter Marschengürtel ab. Die anwachsenden Vorländer wurden schließlich Zug um Zug eingedeicht. Auf Eindeichungskarten läßt sich dieser Prozess verfolgen: bis auf wenige Stellen ist ein mehr oder weniger kontinuierlicher Landgewinn durch eine Vorverlegung der Deichlinie zu erkennen.

Für die Menschen auch in Dithmarschen begann nach dem heutigen Kenntnisstand eine tief greifende Änderung in ihrem Leben: Die Kunst des Ackerbaus und der Viehhaltung, die die Menschen sesshaft machte. Sie bauten Häuser, legten Felder an, sammelten Heizmaterial, gruben nach Ton für Gefäße.

Vermutlich im ersten Jahrhundert nach Christi machten sich die ersten Leute auf, um sich draußen auf einem Strandwall oder auf der hohen Kante eines Priels ein Haus zu bauen, vielleicht zunächst nur für den Sommer, bald aber auch für den ganzjährigen Aufenthalt - trotz der Sturmfluten, die im Winter das Wasser auch in die Häuser trieb. Diese Menschen gingen mit Mut daran, das vom Meer abgelagerte Land zu bewohnen und zu kultivieren. Über die Gründe, die die Menschen bewog, sich in dieser gefährlichen Lage niederzulassen, wissen wir nichts... Im ganzen lebten die damaligen Vorlandsiedler in einer ähnlichen Situation wie die späteren Halligbewohner. In einem Punkt taten sie mehr. Sie hatten nicht nur Viehwirtschaft wie die Halligbewohner, sondern pflügten die Prielkante in der Nachbarschaft ihrer Häuser.

Auch in der Viehhaltung waren sie modernen Ideen aufgeschlossen. Sie hielten sich Geflügel, was damals noch nicht allgemein verbreitet war, und Katzen, ein neues Haustier für jene Zeit.

In vielen Orten in der heutigen Marsch gibt es alte Wurten, die damals zu ständigen Wohnplätzen gewählt wurden und hochwuchsen. Sie bestehen größtenteils aus Mist und Müll, aus allem also, was in Haus und Stall abfiel. Das mag sich im 8., 9. oder 10. Jahrhundert abgespielt haben, jedenfalls wohl noch in einer Zeit, in der die Wurten wie Halligen ungeschützt im Vorland lagen und die Marschen noch ohne Deich waren.

Im heutigen Dithmarschen gibt es einige Orte mit "wurth": Trennewurth, Busenwurth oder auch Epenwöhrden, Harmswöhrden und Wöhrden (früher Oldenwöhrden = die alten Wurten).


Wappen des Kreises Dithmarschen

Der Beginn der Besiedlung und Deichbau:

Elbe und Eider, die ursprünglich mehrere Mündungsarme besaßen, haben ihre Sinkstoffe vor der Geest abgelagert und das Gelände aufgehöht. An günstigen Stellen bildeten sich Inseln, die nicht bei jedem Hochwasser überflutet wurden. Diese guten Weideplätze lockten die Bewohner der hohen Geest mit ihren Herden an. Um nicht jeden Herbst bei Einsetzen der großen Stürme das Vieh wegtreiben zu müssen, wurden Erdhügel aufgeworfen, die auch bei höheren Fluten aus dem Wasser herausragten. So entstanden die Wurten. Das Bedürfnis der Wurtbewohner nach Gemeinschaft veranlasste sie, Wegedämme von einer Wurt zur anderen zu bauen. Diese Dämme, geplant angelegt, ergaben die ersten Deichlinien und damit die in ihrem Schutz liegenden Köge. Der erste zusammenhängende Deich entstand um 1000 n. Chr. und wird heute streckenweise von der Bundesstraße 5 als Trasse genutzt.

Dithmarschen im Mittelalter:

Anfang des Mittelalters war Dithmarschen ein in 4 Siedlungsräume gegliederter Sachsengau. Dithmarschen wurde im Zusammenhang mit der fränkischen Eroberung Sachsens christianisiert und kam im ll. Jh. Unter bischöfliche Bremer Hoheit. Vom 13. Jh. an wahrte die Bauernrepublik Dithmarschen eine weitgehende Selbständigkeit. 1434/35 setzte sich die Kirchspielorganisation durch. Dithmarschen konnte sich auch gegen die dänischen Könige, die 1474 D. als Lehen erhielten, behaupten (Sieg des Volksheeres bei Hemmingstedt 1500).

Der Dithmarscher und die Verteidigung seiner Freiheit
Verständlich, dass diese dem Meer abgerungene Landschaft einen besonderen Menschentyp formte. Das Erschaffene stärkte das Selbstbewusstsein der Dithmarscher so, dass sie sich irgendwelchen Herren nicht unterordnen wollten. Gemeinschaften mussten gebildet werden, weil nicht die Einzelperson, ja nicht einmal der Familienverband die für die Landnahme und für den Schutz gegen die Fluten erforderlichen Arbeiten allein durchführen konnte. Die Familien schlossen sich daher den wirtschaftlichen Erfordernissen entsprechend zu "Geschlechtern" zusammen. Diese Siedlungsgemeinschaften, in denen die einzelnen "Kluften" nicht blutsverwandt waren, konnten wegen ihrer Größe - bis zu 500 wehrfähige Männer - die Aufgaben der Verteidigung gegen die Naturgewalten und gegen den von Land her drohenden Feind über Jahrhunderte mit Erfolg lösen. "De nich will dieken, de mut wieken" ("Wer nicht will deichen, der muss weichen") war der Leitspruch dieser Binnenkolonisation hier im Westen an der Küste.

Nur durch harte Arbeit eines jeden mit Schaufel und Karren, nicht durch Raub und Unterdrückung, konnte hier Terrain gewonnen werden. Verständlich, dass bei diesem dauernden Kampf mit den Elementen der ursprünglich noch auf der Geest ansässige Adel seine Vorrechte nicht aufrechterhalten konnte und abwanderte. Erst als der aus dieser Landschaft zu erwirtschaftende Überschuss bekannt wurde, versuchten die Fürsten, hier wieder einzusteigen. Die Dithmarscher wiederum waren nicht bereit, sich regieren zu lassen und von ihren Erträgen abzugeben. Sie verteidigten ihre Freiheit mit großem Einsatz in mehreren Schlachten gegen den Adel Holsteins und Dänemarks zumindest bis Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgreich.

Noch heute wird in Dithmarschen mit Stolz von den Schlachten gesprochen, in denen die Fürstenheere geschlagen wurden (1319 in Oldenwöhrden; 1401 in der Hamme und 1500 bei Hemmingstedt). Hier bewährte sich die "Geschlechterverfassung" des Bauernfreistaates, doch reichte diese recht lockere Regierung schließlich nicht aus, dem gut geführten Angriff des dänisch-holsteinischen Fürstenheeres 1559 zu begegnen.

Die Unterwerfung durch die Dänen und Holsteiner:

In dieser "Letzten Fehde" 1559 wurden die Dithmarscher unterworfen, das Land geteilt und zur Steuer an Dänemark und Holstein veranlagt. Trotzdem konnten viele Einrichtungen des Landes erhalten und in der Kapitulationsurkunde Privilegien und Milderungen erreicht werden. Der Dithmarscher Bauernstaat aber war für immer zerbrochen. Danach folgten schwere Zeiten. Die Fürstenstaaten, denen die beiden Dithmarschen zugeteilt waren, verfeindeten sich. Das freie Dithmarschen hatte sich vorher aus diesen Querelen heraushalten können, das geteilte Dithmarschen musste zeitweise gegeneinander kämpfen, so dass von einer Stammeszugehörigkeit nichts zu spüren war. Der 30jährige Krieg verlangte Opfer und erschütterte die Grundlagen des Wohlstandes. Hinzu kamen Anfang des 17. Jahrhunderts schwere Sturmfluten, die erhebliche Schäden anrichteten. Dies hatte zusammen mit Missernten und schlechter Verwaltung einen wirtschaftlichen Niedergang zur Folge.

Wieder zu Ruhe und Wohlstand in 19. Jahrhundert:

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts brachten lange Jahre des Friedens endlich das Land wieder zu Ruhe und Wohlstand. Mehrere Köge konnten eingedeicht werden, der Schleswig-Holsteinische Kanal (Eiderkanal) hob den Handel. Die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Frankreich und England brachte dem Land aufgrund der Kontinentalsperre und reicher Kornernten Gewinn. Diesem Hoch folgten Anfang des 19. Jahrhunderts durch unglückliche Geldverhältnisse Dänemarks und durch die Sturmflut im Februar 1825, die große Flächen der Marsch unter Wasser setzte, die härtesten Jahre für die Dithmarscher Landwirtschaft. Alteingesessene Geschlechter verarmten oder wanderten aus.

Absatzgebiete für Getreide wie Norwegen und England fielen durch politisch bedingte Hindernisse aus. Erst als England 1846 die Zölle abschaffte und auf dem Markt als Käufer erschien, zogen die Vieh- und Kornpreise an, so dass eine bessere wirtschaftliche Lage eintrat. Nach dem Sieg der Preußen und der Österreicher über die Dänen 1864 wurde Schleswig den Preußen und Holstein den Österreichern zugeteilt. 1866 wurde Schleswig-Holstein nach dem Prager Frieden eine preußische Provinz und Dithmarschen ein preußischer Landesteil.

Die Landschaft blieb in zwei Kreise mit den 1581 geschaffenen Grenzen geteilt. Die Zugehörigkeit Dithmarschens zu einem größeren, gut verwalteten Staatswesen hat sich günstig ausgewirkt. Die Steigerung des Handels verursachte den Ausbau fester Verkehrswege, die Einrichtung täglicher Postverbindungen und die Fertigstellung von Eisenbahnlinien. Der Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals (Nord-Ostsee-Kanal) schloss Dithmarschen an den Weltverkehr an. Auch für Deichbau und Küstenschutz wurde viel getan. Der Aufschwung nach dem Krieg 1870/71 brachte steigenden Wohlstand, der aber auch stellenweise Börsenspekulationen und verschwenderische Lebensweise auslöste.

Als vor dem Ersten Weltkrieg die Getreidepreise fielen, reagierte die Landwirtschaft flexibel. Sie ging vom Getreideanbau auf Rübenanbau über. Klima und Boden in Dithmarschen eignen sich besonders gut für den Kohlanbau. Die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg ließ aber auch den Absatz stocken und bescherte Preise, die nicht den Aufwand deckten. Die Verschuldung der Höfe nahm zu, auch in Dithmarschen herrschte Arbeitslosigkeit. Es war daher nicht verwunderlich, dass die Partei, die eine Entschuldung der Bauern und Arbeit durch Landgewinnung und Wasserbau versprach, Zulauf erhielt.

Nach 1933 wurde der Adolf-Hitler-Koog (heute: Dieksanderkoog) eingedeicht, der Neufelderkoog erschlossen und die Eider (Nordfeld) reguliert. Die Landwirtschaft hatte keine Absatzsorgen, dafür mussten die Bauern aber einrücken und die Sorgen um ihren Hof ihren Frauen überlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wehte auch den Dithmarscher Bauern, zumindest nach der Währungsreform, der Wind - und nicht nur der Westwind - hart ins Gesicht. Viele Betriebe mussten aufgeben, Arbeitskräfte konnten nicht mehr gehalten werden, Umstellungen wurden erforderlich. Der Staat half durch Verbesserung der Infrastruktur, durch Flurbereinigung und sonstige landbautechnische Maßnahmen. Gleichzeitig wurde, besonders nach der Sturmflut von 1962, der Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig-Holstein" auch in Dithmarschen in Angriff genommen.

Der Speicherkoog wurde geschaffen und die Deichprofile den modernen Erkenntnissen entsprechend verstärkt. Die Urlauber entdeckten in verstärktem Maße Dithmarschen, und die Dithmarscher entdeckten, dass sich hier ein neuer Wirtschaftssektor anbot, der genutzt werden musste. Es wird viel getan für den Urlauber in Dithmarschen, die Landschaft mit ihren Menschen lädt Sie ein.

Wichtige Wasserstraßen:

Die Eider

Die Eider ist der bedeutendste natürliche Wasserlauf Schleswig-Holsteins. Sie ist von der Quelle südlich Kiels bis zur Mündung in die Nordsee fast 190 km lang. Die Eider bildete von jeher die Grenze zwischen den Landesteilen Schleswig und Holstein, sie ist auch nördliche Grenze Dithmarschens.

Schon zur Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert war die Eider Grenzfluss zwischen Dänen und Deutschen. Die Verbindung zwischen Schleswig und Holstein war jedoch so eng, dass es den Dänen nie gelang, den Landesteil Schleswig vollständig (bis zur Eider) mit ihrem Königreich zu vereinigen. 1864, nach dem verlorenen Krieg gegen die Preußen und Österreicher, musste Dänemark den Landesteil Schleswig abtreten. Schleswig-Holstein wurde 1866 eine preußische Provinz. Schon die Wikinger benutzten die Eider als schiffbaren Verbindungsweg zwischen Nordsee und Ostsee mit dem bekannten Hafen Haithabu. Die Schwierigkeit bestand damals nur darin, dass insgesamt 22 km Landweg zu überwinden waren. Diese Strecke mussten die Schiffe gerollt werden.

Die Eider mündet zwischen der Halbinsel Eiderstedt und Dithmarschen in einem 5 km breiten Trichter ins Wattenmeer der Nordsee. Ebbe und Flut beeinflussten die Wasserstände in der Eider früher bis über Rendsburg hinaus. Die Bewohner der Niederungsgebiete mussten von zwei Seiten mit Überschwemmungen rechnen. Bei Sturmfluten wurde das Land von der Nordsee her unter Wasser gesetzt, bei starken Regenfällen trat die Gefahr durch das verstärkt abfließende Niederschlagswasser aus den angrenzenden großen Geestgebieten ein. Eine Nutzung der Flussniederungen war wegen dieser vielen Überschwemmungen erheblich erschwert. Durch Eindeichung und Abdämmungen versuchte der Mensch, diesen Nachteil auszugleichen.

Seit 1570 gab es verschiedene Maßnahmen, die jeweils neue Abschnitte der Eiderniederung vor dem Hochwassereinfluss schützten. Die letzte große Abdämmung erfolgte in den Jahren 1967 bis 1973 durch das mächtige Eidersperrwerk. Es entstand ein Bauwerk von 4,8 km Länge. Die Höhe beträgt plus 8,50 m NN. Insgesamt wurden 5 Entwässerungssiele mit je 40 m lichter Weite eingebaut. Daneben liegt eine Schleusenkammer von 14 m Breite und 75 m Länge. Mit diesem Eidersperrwerk ist die Eiderniederung gegen Sturmfluten gesichert, darüber hinaus sorgt es für eine gute Entwässerung in Richtung Nordsee. Durch die vorhandene Schleuse konnte der Schiffsverkehr auf der Eider aufrechterhalten werden. "Nebenprodukt" des Eidersperrwerkes ist eine feste Straßenverbindung zwischen Dithmarschen und der Halbinsel Eiderstedt (z. B. nach St. Peter).

Der Nord-Ostsee-Kanal

Der Nord-Ostsee-Kanal ist eine künstliche Verbindung zwischen Nord- und Ostsee. Er wurde am 20./21. Juni 1895 unter dem Namen Kaiser-Wilhelm-Kanal dem Verkehr übergeben. Da der Kanal sich im Laufe der Zeit als zu klein erwies, wurde er schon im Jahre 1907 zum ersten Mal verbreitert. Seitdem wurden fortwährend Verbreiterungen und Vertiefungen vorgenommen. Heute befahren im Durchschnitt ca. 45 000 Schiffe den Kanal innerhalb eines Jahres, dazu noch etwa 18 000 Sportfahrzeuge. Es ist daher auf jeden Fall empfehlenswert, an dieser schönen Wasserstraße Rast zu machen und die großen "Pötte" auf ihrer "Reise übers Land" zu grüßen.

Das Dithmarscher Wappen


Das Dithmarscher Wappen hat Generationen von Historikern beschäftigt. Woher stammt der Ritter auf seinem "steigenden" Pferd? Bartlos und in prachtvoller Rüstung reitend wird er wohl kaum ein Dithmarscher gewesen sein, dies gilt als sicher. in Büchern findet der Interessierte unterschiedliche Versionen - er sei ein dänischer Ritter, sagen die einen. Andere gehen davon aus dass es sich bei dem Mann auf dem Schimmel um einen Reiter der Holsteinischen Kavallerie von 1559 handelt - oder um einen Adligen. Der Verein für Dithmarscher Landeskunde stieß jetzt auf einen Experten, der eine plausible Lösung gefunden hat, und lud ihn zu einer Vortragsveranstaltung nach Meldorf ein. Nils Bartholdy, Archivar im Kopenhagener Reichsarchiv, ist sicher: "Der Dithmarscher Reiter ist der Heilige Georg."

Der Mann, der diese sensationellen Erkenntnisse vortrug, versteht sein Fach. Bartholdy ist in Kopenhagen zuständig für Fragen des Reichswappens und der Wappenkunde. Zur Erläuterung seiner Thesen ging Bartholdy bis ins 14. Jahrhundert, der Entstehungszeit des Danebrog, zurück. Das Dänische Reichsbanner mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund übernahm damals das rote Banner des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen mit dem weißen Kreuzigungszeichen. Der Danebrog wurde auch in den Feldzug gegen Dithmarschen im Jahr 1500 mitgeführt. Nach der Niederlage der Dänen wurden die feindlichen Banner, also auch der Danebrog, in die Wöhrdener Kirche gebracht. Der Dänen-König Friedrich II., der von 1559 bis 1588 regierte, besiegte die Dithmarscher schließlich in Heide und zwang sie zur Herausgabe des Danebrog.

Offenbar schrieb Friedrich II. diesen Sieg der Hilfe des Heiligen Georg zu, der schließlich auch der Heilige der Stadt Heide war (St. Juergen). Im 16. Jahrhundert wurde der Heilige Georg gern von Herrschern als Patron gesehen. Er gilt als Ritter Marias, der das Böse bekämpft und dem Kreuz zum Sieg verhilft. Zu Beginn des Dreikronenkrieges 1563 wurden im dänisch-schwedischen Grenzgebiet von Friedrich II. Schutzbriefe ausgegeben, auf dem mitten auf dem Danebrogskreuz der "Dithmarscher Reiter" abgebildet ist - die älteste erhaltene Darstellung dieser Figur. Für Bartholdy ist die Sache klar. Aus den Zusammenhängen, in denen der Dithmarscher Reiter abgebildet wird, und aus der Art der Darstellung - bartlos, auf einem Schimmel reitend, in Ritterrüstung - ergibt sich für ihn eindeutig, dass Friedrich II. den Heiligen Georg für Dithmarschen in sein Wappen gesetzt hat.


Und so schließt sich der Kreis im Wappen des heutigen Kreises Dithmarschen. Der Heilige Georg reitet auf einem Schimmel. Die Grundfarbe des Wappens ist rot. Und auf der Flagge kommen die weißen Balken hinzu. Die Farben erinnern an den Danebrog, ebenso an das rote Banner des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, in dem Dithmarschen noch eine Republik war.
Quellen:
DITHMARSCHEN, Radwanderführer mit Karte, Verlag Boyens & Co. ISBN 3-8042-0576-3
Dithmarscher Landeszeitung 31. Oktober 1997