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Heide/Meldorf - Die Versöhnung am Ende eines jahrelangen heftigen Streits zwischen den Süder- und den Norderdithmarschern um die Krone der künftigen Kreisstadt eines zusammengelegten Dithmarschen, nämlich Heide oder Meldorf, wurde eingeläutet: „Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Kreises wird es sein, das bisherige Nord-Süd-Denken in Dithmarschen schnell in Vergessenheit geraten zu lassen." So gab Hermann Glüsing nach seiner einstimmigen Wahl zum ersten Dithmarscher Kreispräsidenten seinen politischen Segen.
Es war 1970, als nach Glüsings Wahl der erste Kreistag eines gemeinsamen Kreises Dithmarschen beschloss: Keine Ausschreibung für das Landratsamt. Denn der ehemalige Norderdithmarscher Landrat Carl Hannemann ging, 62jährig, auf eigenen Wunsch in Pension, und der noch junge Süderdithmarscher Landrat Karl-Heinrich Buhse meldete seine Kandidatur an. Nur 18 Tage nach der Kreispräsidentenwahl wurde Buhse gewählt.
Die Zusammenlegung beider ehemaliger Dithmarscher Kreise war keineswegs ein Akt gegenseitiger Liebe, sondern ein verordnetes Muss: In Schleswig-Holstein trat die Neuordnung der Landkreise in Kraft, die aus 17 Kreisen zwölf bildete. Vier Jahre später wurde in Heide das neue Kreisverwaltungsgebäude eingeweiht, das 16,5 Millionen Mark kostete und, wie Kreispräsident Glüsing bei der Einweihungsfeier sagte, „die Einheit des Kreises Dithmarschen jetzt auch nach außen hin wieder herstellt."
Bei aller Konfrontation über die Kreisstadtfrage vor der Zusammenlegung wollte die Bevölkerung beider Kreise unbedingt zusammengehören. Der Referententwurf der Landesregierung zur Gebietsneuordnung und auch ein späteres Sondergutachten hatten erst Meldorf vorgesehen. Die Absicht: Die wirtschaftlich schwächere Stadt sollte gegenüber der „reichen" gestärkt werden. Die Heider und mit ihnen die Norderdithmarscher liefen jedoch Sturm - mit Erfolg.
Die neue Fehde hatte eigentlich schon vor über 400 Jahren mit der so genannten letzten im Jahre 1559 begonnen. Damals war Dithmarschen aufgeteilt worden - in Nord und Süd. Erst 1932 wurden beide zusammengelegt, doch der Zusammenschluss hielt nur ein Jahr. 1933 hieß es wieder Norderdithmarschen und Süderdithmarschen mit den Kreisstädten Heide und Meldorf.
Die Berührungsängste zwischen beiden Städten führten zu einer Auseinandersetzung quer durch alle Parteien, kommunalen Körperschaften, Vereine und Verbände. Die Norderdithmarscher legten sogar, um Heide in den geographischen Mittelpunkt und damit besser ins Spiel bringen zu können, den Plan eines Zusammenschlusses von ganz Dithmarschen mit dem damaligen Kreis Eiderstedt vor. Die Dithmarscher SPD wollte dagegen einen gemeinsamen Kreis aus beiden Dithmarschen und dem Kreis Steinburg - mit Kreisstadt Itzehoe. Der Landtag machte mit einem Beschluss am 16. Dezember 1969 Schluss mit dem Hickhack: Die Gebietsreform wurde verabschiedet, und Heide die Kreisstadt. Das Gesetz trat am 26. April 1970, am Tage der Kommunalwahl, in Kraft. - esp Ein Service von Boyens Online
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