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Hartmut Ottenlinger (56) ist immer auf dem Sprung. Seit der Insolvenz vor einem Jahr hat sich bei der Scheer Heizsysteme und Produktionstechnik GmbH in Wöhrden viel verändert. „Wir haben uns umorganisiert und neu ausgerichtet", erklärt der Geschäftsführer. Dabei standen die Zeichen für das Unternehmen zunächst auf Sturm: Neben der schwachen wirtschaftlichen Konjunktur hat vor allem die siebenstellige Investition in die Forschung der Firma das Genick gebrochen. Doch dank kreativer Ideen und der Unterstützung der Landesregierung konnte das Unternehmen gerettet werden. Jetzt wollen die beiden Geschäftsführer von den Entwicklungsergebnissen profitieren. Ottenlinger: „Wir wollen mit innovativen Produkten am Markt bestehen."
Das Firmengelände in Wöhrden wirkt wie eine große Baustelle. Die Mitarbeiter sind eng zusammengerückt, arbeiten auf engstem Raum. Ein Nachbargrundstück wurde gekauft, ein Teil der alten Produktionshalle abgerissen, Container dienen als Übergangslösung. Seit August laufen die Arbeiten auf Hochtouren — Ende des Jahres soll Einweihung gefeiert werden.
Die Firmenabläufe werden umgekrempelt. Eine Marktanalyse und eine Bestandsaufnahme wurden von dem Kieler Professor Kienias durchgeführt,. die Umsetzung wissenschaftlich begleitet.
Darüber ist Hartmut Ottenlinger froh. „Die Zusammenarbeit mit einer Hochschule ist wichtig, da die Probleme analysiert werden." Für ihn seien gute Ergebnisse dabei herausgekommen, mit denen er jetzt arbeiten könne.
Rund zwei Millionen Euro investiert das Unternehmen in Umbau und Modernisierung. 200.000 Euro will Ottenlinger jährlich in die Erweiterung stecken — je nach Auftragslage. Im Mittelpunkt steht eine neue Produktionsanlage, die die Herstellung vereinfacht und die Produktionskosten um bis zu 30 Prozent reduziert.
Über 1,8 Millionen Euro erhielt Ottenlinger dafür aus dem Kieler Sozialministerium, wegen eines integrativen Konzeptes, das Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt schafft. Rund 15 zusätzliche Plätze für Schwerbehinderte werden in den nächsten Jahren geschaffen. Auch die beiden Ausbildungsplätze wurden in diesem Jahr an behinderte Jugendliche vergeben. Und ein älterer Mitarbeiter über 50 Jahre wurde gerade für den Außendienst eingestellt.
Auch den Absatzmarkt will Ottenlinger ausweiten, dazu den Vertrieb umorganisieren. Während er sich bisher auf Norddeutschland konzentrierte, soll jetzt der gesamte deutsche Markt erobert werden. Seine Chance sieht er in einem Gesetz, das bei Ölbrennern die Grenze der Emmissionswerte festlegt, die viele alte Anlagen überschreiten. Auch die steigenden Ölpreise sind für Ottenlinger ein Werbeinstrument. Zwischen 30 und 40 Prozent weniger Öl als alte Anlagen würden die Scheer-Modelle verbrauchen, erklärt der Geschäftsführer.
Die Zulassung für Biodiesel haben die Anlagen ebenfalls. Und zurzeit wird noch an dem Einsatz des synthetischen Brennstoffs „Syn-Fuel" gearbeitet, den auch Formel 1-Weltmeister Michael Schuhmacher in seinem Ferrari einsetzt und der „unglaublich sauber" sei.
Klettern die Ölpreise weiter in die Höhe, sieht Geschäftsführer Ottenlinger schon in fünf Jahren darin eine Alternative zu dem fossilen Brennstoff. Für ihn ist klar: »Das ist ein Zukunftsmarkt."
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