|
Von Christina Hustedt
Heide - Es ist sicher eine der schlimmsten Diagnosen, die ein Arzt geben kann - Krebs. Durch den Kopf schießen bei dieser Krankheit unweigerlich Chemotherapie, Leiden und der Tod. Vor allem die Chemotherapie mit ihren starken Nebenwirkungen sorgt bei vielen Patienten für Angst vor Schmerzen und, besonders für Frauen belastend, dem Verlust der Haare.
Es ist zwar „nur" ein kosmetischer Aspekt, doch machen die Haare auch einen Teil der Persönlichkeit aus und deren Verlust ist für die Betroffenen oft ein Schock. An diesem Punkt, besonders in einer solchen Lebenskrise, möchte Friseurin Monika Adebar ein Stück Normalität erhalten. Sie bietet in ihrem Salon in Heide individuelle Perücken an und berät Kundinnen auch in punkto Make up.
„Es ist den Kundinnen, die ihre Haare verlieren, ganz wichtig, dass sie aussehen wie immer", erklärt Monika Adebar. Niemand soll ihre Krankheit gleich auf den ersten Blick erkennen. Die Frauen möchten ein Stück Normalität wahren in einer schweren und belastenden Zeit. Deshalb kommen Frauen mit der Diagnose Krebs und einer chemotherapeutischen Behandlung in den Salon der Heider Friseurin. Etwa 20 Kundinnen sind es in jedem Jahr.
In einem separaten Raum bekommen die Kundinnen eine individuelle Beratung und manchmal wird daraus ein langes Gespräch, oft fließen Tränen. „Man muss sich viel Zeit für die Frauen nehmen", erklärt Monika Adebar. „Die Frauen müssen das Gefühl haben, sie können den ganzen Tag bleiben." Denn es geht eben nicht nur um eine schicke Zweitfrisur. „Viele Kundinnen können es kaum ertragen, wenn ihnen die Haare büschelweise ausgehen", so die Friseurin. Daher rät die Fachfrau, die verbliebenen eigenen Haare komplett abzurasieren, sobald die Perücke da ist. „Wenn die Frauen die Perücken sehen, werden sie automatisch ruhiger", weiß Monika Adebar aus ihrer langjährigen Erfahrung. Denn die Haarteile, ob Echt oder Kunsthaar, sehen überaus natürlich aus und sind auf den ersten Blick nicht als Perücken zu erkennen.
Es gibt die Haarteile in verschiedenen Größen, Farben. Schnitten und Ausführungen. Zur individuellen Anpassung an die jeweilige Kundin gibt Monika Adebar der Frisur erst „am Kopf den letzten Schliff, schneidet Fransen und Pony, zupft Strähnen zurecht.
„Es geht bei der Perücke um eine Hilfestellung für eine begrenzte Zeit", erklärt die Friseurin. „Nach etwa einem Jahr wachsen die Haare wieder nach."
Bis dahin steht Monika Adebar mit Rat und Tat bezüglich der Außenwirkung den Kundinnen und Patientinnen zur Seite, gibt Tipps für ein dezentes Make up oder die Pflege der zwischenzeitlich kahlen und oft trockenen Kopfhaut
Dann wird die Friseurin immer wieder auch zur Seelsorgerin in einer Zeit, in der das Leben aus den Fugen gerät.
Ein interessantes und Mut machendes Buch zum Thema Krebserkrankung hat die Holländerin Sophie van der Stap geschrieben.
Es trägt den Titel „Heute bin ich blond. Das Mädchen mit den neun Perücken". Darin beschreibt die junge Frau ihr eigenes Krebsleiden und ihren Weg, mit der Krankheit zu leben.
Erschienen ist das Werk im Februar 2008 im Droemer Ver lag als Sachbuch. Es ist auch in der Scheuer Boyens Buchhandlung erhältlich und kostet 16,95 Euro.
Die ISBN lautet 978 3 426 274439.
(Quelle: DLZ v. 07.01.2009)
|
|
|
|