|
Neocorus-Schule bietet Kooperation an: 3. und 4. Klassen nach Büsum Von Wiebke Reißig
Wöhrden - Der Leiter der Büsumer Neocorus-Schule, Hans-Peter Stein, hat jetzt den Rettungsanker für die Wöhrdener School op de Wurth ausgeworfen. Auf Bitten des Fördervereins Grundschule Wöhrden hat er ein Kooperationsmodell entwickelt, mit dem der Schulstandort in Wöhrden erhalten bleiben könnte.
Allerdings müssen beide Seiten dafür Abstriche machen, haben jedoch auch Vorteile davon. Der Traum, die Grundschule in Wöhrden doch irgendwie für alle vier Klassen zu erhalten, ist jedenfalls vorerst ausgeträumt, denn für die wenigen Wöhrdener Schüler gibt es weder eine eigene Schulleiter Stelle noch genügend eigene Lehrerstunden.
Nun gibt es jedoch ein Kooperations-Modell, das Fördervereinsvorsitzende Diana Rohde zunächst ihren Vereinsmitgliedern und der Presse präsentieren wollte. Es lässt die Wöhrdener Schule zumindest nicht ganz sterben, wobei die Entwicklung in Zukunft nicht absehbar ist. In Kürze wird Schulleiter Stein das Konzept noch einmal ausführlich allen Eltern und sonstigen Interessierten in einer öffentlichen Versammlung vorstellen, kündigt Rohde an. Ein Termin werde schnellstmöglich bekannt gegeben.
Steins Modell sieht vor, die erste und zweite Klasse in Wöhrden zu unterrichten. Die Dritt und Viertklässler müssen nach Büsum in die Neocorus Schule fahren (zweiter Schulbus möglich). Die Kinder würden in die Büsumer Klassen integriert, wofür zusätzliche Schulstunden von Kiel zugeteilt werden. Einige dieser Stunden sollen dann für Wöhrden abgezweigt werden, um die Erst- und Zweitklässler dort in einer Kombiklasse zu unterrichten.
Ein Rechenexempel also, bei dem die Büsumer zwar abgeben müssen, aber nur etwas, das sie ohne die zusätzlichen Wöhrdener gar nicht hätten.
Die Rechnung wird ohne die jetzigen Wöhrdener Erstklässler in Hemmingstedt gemacht. Sie dürfen dort bleiben, versicherten alle Verantwortlichen einhellig.
Die künftige erste Klasse soll also für ein Jahr als Mini-Klasse mit Ausnahmegenehmigung alleine unterrichtet werden. Wird das plötzlich erlaubt?, wollte ein Vater wissen. Da es die einzige Möglichkeit und eine Übergangslösung ist, sehen Stein und Rohde gute Chancen und wollen beim Schulamt nachfragen.
Kleine Klasse, kurze Wege. „Etwas besseres kann unserem Kind doch gar nicht passieren", freuten sich einige Eltern in der Runde. Beim gemeinsamen Unterricht der Klassen l und 2 im folgenden Jahr gab es hingegen zunächst Zweifel. Hier soll eine Hilfskraft den Lehrer (der besonders dafür ausgewählt wird) unterstützen, um die Kleinsten z.B. beim Ausschneiden oder Malen anzuleiten und ihnen beim ersten (laut) Lesen zuzuhören. Dies könne gut eine Mutter übernehmen.
„Mit einer Hilfskraft, die nicht pädagogisch ausgebildet ist, kann das doch nur eine Beaufsichtigung sein, aber kein Unterricht", sorgte sich ein Vater. Konrektorin Annelene Bull aus Büsum versicherte jedoch, dass die heute übliche Gruppenarbeit mit einer wohl bemerkt zusätzlichen Hilfskraft viele Möglichkeiten der gezielten Förderung biete und sehr sinnvoll sei. Norderwöhrdens Bürgermeister Kay Evers kündigte jedoch an, dass die Eltern seines Dorfes ihre Kinder nicht nach Büsum in die Grundschule schicken würden, weil der Weg zu weit sei, sondern sich dann gleich Richtung Heide orientieren werden. Noch weniger Kinder für die School op de Wurth. Ein Rückschlag, aber nicht das Aus für das Modell, zumal die freie Schulwahl, die ab 2007 eingeführt werden soll, auch zusätzliche Schüler für die Wöhrdener Schule bringen könnte. „Eine gewagte Rechnerei", meinte eine Mutter. Den noch war die Zustimmung der Eltern groß, das Modell und da mit die Rettung der Wöhrdener Schule zu versuchen.
Unterschriften für Hemmingstedt
Die Zukunft der Wöhrdener Schule spaltet das Dorf. Auslöser für die Sorge um das gesamte dörfliche Leben, bei dem die Schule bislang Mittelpunkt war, sind die extrem zurückgehenden Schülerzahlen im Einzugsbereich. Zusätzliche Unzufriedenheit mit der Schule Wöhrden hatte die Elternvertreter und Eltern der neuen Erstklässler im vergangenen Jahr dazu bewogen, eine Kooperation mit der Schule Hemmingstedt voranzutreiben und die Erstklässler 2005 schließlich dort einzuschulen. Für die School op de Wurth das baldige Aus, was die Gemüter im Dorf hochkochen lässt.
„Wir haben von der Kooperation mit Hemmingstedt aus der Zeitung erfahren", erinnerte Büsums Neocorus Schulleiter Stein, „und waren überrascht, weil wir uns immer als möglicher Gesprächspartner gesehen hatten." Schließlich habe die schulische Zusammen arbeit Büsum Wöhrden lange gute Tradition. Nun die Anfrage des Wöhrdener Fördervereins. Klar, sind die Büsumer sehr an den Schülern aus Wöhrden interessiert, so Stein. Denn sicher würden die meisten Wöhrdener Schüler, wenn sie erst in Hemmingstedt zur Grundschule gehen, auch für weiterführende Schulen in Büsum verloren sein und mit neuen Freunden zum Beispiel nach Heide abwandern.
Die Elternvertreter aus Wöhrden machen indes ihrerseits im Ort mobil. Das Konzept von Schulleiter Stein sickerte bereits vor der gestrigen ersten Präsentation durch und spaltet vor allem die Eltern der jetzigen dritten Klasse, die jetzt in Wöhrden von Hemmingstedts Schulleiter Max Lorenzen und Lehrerin Groth aus Hemmingstedt unterrichtet werden. Für die ohnehin durch viel Unterrichtsausfall gebeutelten Kinder würde die Kooperation mit Büsum einen erneuten Lehrerwechsel bedeuten, auch wenn Schulleiter Stein versichert, dass sie weiter in Wöhrden unterrichtet werden können.
Auch die Eltern der jetzigen Erstklässler in Hemmingstedt waren in Sorge um die Zukunft ihrer Kinder. Eltern verschiedener Klassen haben daher auf Unterschriftenlisten für die Beibehaltung der Kooperation mit Hemmingstedt plädiert. (Quelle: DLZ v. 11.11.2005)
|
|
|
|