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Klare Worte bei Informations-Veranstaltung zu Wöhrdener Büchern
Von Martin Köhm Wöhrden - „Quellen sind unsere einzige Brücke zur Vergangenheit", sagt Professor Dr. Enno Bünz. Die sechs Wöhrdener Bücher sind eine Brücke mitten hinein ins 16. Jahrhundert.
Deshalb wäre ihr Verlust eine „Katastrophe", führte der aus Marne stammende Leipziger Historiker den Zuhörern bei der Informationsveranstaltung im Meldorfer Dom vor Augen. Bünz, wissenschaftlicher Berater des Projektes, in dessen Rahmen die handschriftlichen Bücher aus dem 16. Jahrhundert restauriert werden, verdeutlichte den Wert der Schriften für verschiedene Bereiche der Dithmarscher Geschichte.
So findet Bünz „erstaunlich", welch unterschiedliche Überlieferungsverhältnisse in Deutschland bestehen: „Je mehr man von Westen nach Osten und von Süden nach Norden kommt, desto dürftiger wird die Quellenlage." Eine Zäsur stellte dabei besonders die Niederlage Dithmarschens gegen das Invasionsheer aus Dänemark, Schleswig und Holstein dar. „Der größte Teil des archivarischen Bestands wurde zerstört", betonte Bünz die Bedeutung allein schon des Vorhandenseins der Wöhrdener Bücher.
Wahrscheinlich gab es in vielen Dithmarscher Kirchen Schriften wie in Wöhrden, vermutet Bünz: „Die kamen nach der Reformation außer Gebrauch, gammelten in einer Ecke vor sich hin und wurden irgendwann als unbrauchbar aussortiert" Dieses Schicksal blieb den sechs Wöhrdener Bänden erspart Gerade noch, hob Bünz hervor „Es ist fünf vor zwölf, dieses Zeugnis der Geschichte vor dem Überlieferungszerfall zu retten", schloss Bünz.
Damit befasst, den Zerfall der Bücher zu stoppen und sie wieder für die Forschung nutzbar zu machen, ist Restauratorin Anke Metz. Als „ungewöhnlich für das 16. Jahrhundert" bezeichnete sie den Umstand, dass fünf Bücher auf Pergament geschrieben sind: „Da war das Papier schon auf dem Vormarsch."
Interessiert verfolgten die Zuhörer, unter ihnen zahlreiche Wöhrdener, sowohl die Erklärungen von Anke Metz wie auch die Vorführungen von Antje Gaupmann Rösch, freie Mitarbeiterin der Restauratorin. Sie erklärte anhand eines Vorführmodell eines Anfasergeräts, wie die Seiten restauriert werden. „Wenn die Seiten vom Schimmel befreit und gereinigt sind, dauert es etwa eine Woche, bis eine Doppelseite fertig ist", sagte sie auf Nachfrage der DLZ/BZ. Die Einzelblatt Restaurierung verursacht beachtliche Kosten von etwa 6000 Euro pro Band. Bislang haben der Verein für Dithmarscher Landeskunde, die Kirchengemeinde Wöhrden, das Nordelbische Kirchenarchiv und der Kirchenkreis Süderdithmarschen die Finanzierung von zwei Büchern gesichert.
Für den weiteren Fortschritt des Projekts werden private und öffentliche Förderer gesucht. Kontakt: Pastor Dietmar Gördel. Wöhrden. Tel.: 0 48 39/2 48. e-Mail: woehrden@kirche-dithmarschen.de. oder Nordelbisches Kirchenarchiv, Dr. Annette Göhres. Tel.: 04 31/64 98 60. e-Mail: archiv.nka@nordelbien.de. (Quelle: DLZ vom 16.09.2004)
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