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Handschriftliche Bücher geben Auskunft über Verhältnisse in Wöhrden im Jahr 1527
Von Martin Köhm.
Wöhrden - Vom Schatz im Garten oder auf dem Dachboden träumen viele. Was im Archiv der Wöhrdener Kirchengemeinde aufgefunden wurde, verdient diese Bezeichnung - wenn man es . den sechs Büchern auch derzeit kaum ansieht.
In diesen sechs handschriftlichen Büchern wurden 1527 die kirchlichen Wöhrdener Verhältnisse in der Übergangszeit vom Spätmittelalter zur Reformation dokumentiert. Nun sind die in Leder eingebundenen Bände nicht in einem Zustand, der ihre wissenschaftliche Auswertung ermöglichen würde. Deshalb sollen sie jetzt restauriert werden. Ein aufwendiges Projekt, das sich lohnt. „Die Bücher sind nicht nur kirchen-, wirtschafts- und kulturhistorisch von großem Interesse, sondern bieten auch einen tiefen Blick in ein bisher wenig erhelltes Kapitel der Dithmarscher und Norddeutschen Geschichte", umreißt Wolf Clüver, Öffentlichkeitspastor des Kirchenkreises Süderdithmarschen, die Bedeutung des Projektes.
Wozu dienten einst die Bücher? 1527 stellten die Wöhrdener Kirchspielsgewaltigen fest, dass von den in geistlichen Stiftungen angelegten Geldern eine beträchtliche Summe verschwunden war. Mit Hilfe der Wöhrdener Register-Bücher wurden .die kirchlichen Einnahmen verwaltet.
Sie geben daher auch Einblick in die Wirtschaftsgeschichte, denn die vorreformatorische Kirche musste ihr Geld, das sie durch die Stiftungen angesammelt hatte, zinsbringend anlegen. Dazu musste es eine Nachfrage für Kredite geben. Andere Quellen deuten an, dass der „freien", also nicht unter adliger Herrschaft stehende, Bauerngesellschaft Dithmarschens im Hinblick auf Marktanbindung und Kreditverkehr eine Vorreiterrolle zukommt, schreibt Dr. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt. Der Sprecher des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins am Hamburger Staatsarchiv führt in seinem Gutachten aus: „Die Erhaltung der stark gefährdeten Geschichtsquellen würde für die Untersuchung des frühen landwirtschaftlichen Kredits unschätzbares Material auf Dauer sichern."
„Die Restaurierung ist eine Aufgabe, die die Kirchengemeinde Wöhrden nicht alleine bewältigen kann", stellt Clüver klar. Also wird das Projekt in Kooperation mit dem Kirchenkreis, dem Verein für Dithmarscher Landeskunde und dem Nordelbischen Kirchenarchiv angegangen. Wissenschaftliche beraten wird neben Dr. Lorenzen-Schmidt der aus Marne stammende Professor Dr. Enno Bünz, Historiker in Leipzig.
Da Blatt für Blatt restauriert werden muss, belaufen sich die Kosten auf 6.000 Euro pro Buch. Bislang ist die Finanzierung zweier Exemplare gesichert. Nun sucht die Kirchengemeinde private und öffentliche Förderer, die sich etwa in Form einer Buchpatenschaft an der Restaurierung beteiligen.
Eine erste Auftakt- und Informationsveranstaltung beginnt am Dienstag, 14. September, um 18.30 Uhr im Meldorfer Dom. Dabei spricht Professor Bünz über Inhalt und Bedeutung der Wöhrdener Bücher und Restauratorin Anke Metz präsentiert den ersten in Arbeit befindlichen Band. „Da wird man sehen können, wie restauriert wird", verspricht Clüver. Quelle: DLZ v. 27.08.2004 Weiterer Bericht folgt.
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