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60 Jahre Sportverein Wöhrden - Teil I: Mit Wassereis und Heißgetränk
Wöhrden (wr) Vor 60 Jahren ist der SV Wöhrden gegründet worden. Gründungsmitglied Ernst Peters, der nach kurzer Zeit zum Pressewart berufen wurde, hielt die Spiele und Vereinsentwicklung der ersten Jahre handschriftlich in einem Protokollbuch fest. Er ist Autor der heutigen Vereins-Chronik und fasste für unsere Zeitung die Ereignisse zusammen. Außerdem berichten Ernst Peters und Gründungsmitglied Hermann Claussen (der heute nicht mehr dem Verein angehört) im Gespräch mit unserer Zeitung über die damalige Zeit.
Mai 1945. Dithmarschen ein riesiges Auffanglager für Soldaten der Wehrmacht, die hier auf ihre Entlassung warteten. Im kleinen Kirchdorf Wöhrden eine hohe Einwohnerzahl - drei bis viermal mehr als in Friedenszeiten.Die Jugend des Dorfes traf sich fast jeden Abend zum Bolzen (Fußballspielen) auf der so genannten Kirchenweide (heute Baugebiet Op de Pastorweid). „Fernseher und Kino gab es ja nicht", erzählt Ernst Peters. Dieser Platz diente dem Schulsport, Feuerwehrübungen und anderen dörflichen Veranstaltungen. Vom Gebolze ermüdet genossen die jungen Leute dann in der „Börse", der „Linde" oder im „Handelshof ein Wassereis oder in der kalten Jahreszeit ein Heißgetränk (mehr Wasser als Rotwein). Bald kamen sie auf die Idee, einen Sportverein zu gründen, wie es auch in anderen Dörfern üblich war. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Wöhrden schon einen Turnverein.
Am 5. Juni 1946 fand im „Dithmarscher Hof (heute „Gasthof Oldenwöhrden") die Gründungsversammlung des SV Wöhrden statt. Geleitet wurde die Versammlung von Hauptlehrer Wilhelm Schettiger. Gründungsmitglieder: Gustav Behrens, Helmut Behrens, Hermann Claußen, Karl-Hermann Groth, Leo Hennes, Josef Jakob, Dieter Koppen, Oskar Kucht, Klaus Landau, Hermann Möller, Edgar Oelerking, Paul Priebe, Klaus Popp, Johannes Rudolph, Klaus Rehder, Walter Schümann, Otto Thedens, Johann Thedens, Ernst Peters. Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: erster Vorsitzender Walter Schümann, zweiter Vorsitzender Johann Thedens, Schriftführer Hermann Möller, Sportwart Behrens, Jugendwart Klaus Popp.
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Am 16. Juni 1946 fand das erste Fußballspiel beim NSC Neuenkirchen statt, der SV Wöhrden gewann 2:1. Von einer einheitlichen Sportkleidung konnte natürlich zunächst keine Rede sein (Trikots). So trugen die Spieler kurze oder lange Hosen in verschiedenen Farben und Ausführungen. Ein weißes Hemd hatte fast jeder. „Der Schiedsrichter musste die Spieler also persönlich gut kennen", erinnert sich Ernst Peters. Fußballschuhe hatte zunächst auch keiner, woher auch? Es wurde in Arbeitsstiefeln oder Turnschuhen gekickt. „Später hatten wir dann 11 Paar Fußballschuhe für 22 Spieler", erzählt Hermann Claussen. „Die wurden immer gewechselt und wir hatten ständig Blasen, weil die Schuhe ja nicht richtig passten." „Ich bekam meine Fußballschuhe aus Hamburg", erinnert sich Peters. „Dort auf dem Schwarzmarkt konnte man alles kriegen. Wir mussten einen Zentner Mehl dafür geben."
Schon im Juli gab es Veränderungen im Vorstand. Johann Thedens machte sich mit einem Kaufmannsladen selbstständig. Walter Blödow wurde sein Nachfolger. Dieter Koppen wurde Jugendwart. Paul Priebe übernahm den Posten des Sportwarts. Es folgten Spiele gegen Wesselburen, Hemmingstedt. Nordhastedt und Hemme. Ende August hatte der SV Wöhrden bereits eine zweite Fußballherren und eine Schüiermannschaft
Im Herbst gab es erstmals eine Punktspielrunde. Dazu traten die Wöhrdener erstmals in einheitlicher Sportkleidung (Kluft) auf in weißer Turnhose und weißem Hemd. „Aus einer Hitlerfahne wurden rote Aufschläge für Kragen und Ärmel genäht und Biesen an den Hosen", berichtet Hermann Claussen. „Die Fußballstutzen strickten unsere Mütter aus Schafswolle. Diese Wolle wurde von den Stacheldrahtumzäunungen der Wiesen gezupft, dann gesponnen und zum Teil rot eingefärbt. So bekamen wir Stutzen mit roten Ringen." (Quelle DLZ v. 23.06.2006)
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