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60 Jahre Sportverein Wöhrden - Teil II: Flickwerk, Pflaumen und Stinkgreuw
Wöhrden (wr) Vor 60 Jahren ist der SV Wöhrden gegründet worden. Gründungsmitglied Ernst Peters hielt die Spiele und Vereinsentwicklung der ersten Jahre handschriftlich in einem Protokollbuch fest. Er ist Autor der heutigen Vereins-Chronik und fasste für unsere Zeitung die Ereignisse zusammen. Außerdem berichten Ernst Peters und Gründungsmitglied Hermann Claussen (der heute nicht mehr dem Verein angehört) im Gespräch mit unserer Zeitung über die damalige Zeit-Teil II.
Die erste Jahresversammlung fand im Februar 1947 im Vereinslokal Zur Börse statt (das Lokal befand sich dort, wo heute die Sparkasse Hennstedt-Wesselburen ihren Sitz hat). Johannes Rudolph wurde zum zweiten Vorsitzenden gewählt, Ernst Peters übernahm die Jugendabteilung. Er war auch Schriftführer und Pressewart.
Im Frühjahr 1947 starteten die Spiele der Rückrunde, hier schnitten die Wöhrdener etwas besser ab. Große Probleme gab es mit den Fahrgelegenheiten zu den Auswärtsspielen. Fahrräder und auch das Pferdefuhrwerk von August Sattler, der mit einem Treck aus Ostpreußen gekommen war, reichten für größere Entfernungen nicht mehr aus. So fuhren die Jungs auf einem offenen landwirtschaftlichen Anhänger. Als Zugfahrzeug diente der Trecker von Lohnunternehmer Arnold Peters. Vater i von Ernst Peters.
Für größere Strecken bot Fuhrunternehmer Werner von Bargen seine Hilfe an. Er hatte auf Bezugschein und Genehmigung der britischen Militärbehörde einen Lastwagen aus der ersten Produktion der Ford-Werke erhalten. „Aber für Sonntagsfahrten hätte er eine Sondergenehmigung gebraucht", erinnert sich Hermann Claussen. „Also sind wir ohne diese Erlaubnis mit ihm auf Feldwegen zu den Spielen gefahren."
Ernst Peters erinnert sich noch gut „an eine Fahrt nach Brunsbüttel. Fuhrunternehmer Hans Brodka stellte seine Drei-Achser-Faun-Zugmaschine aus Wehrmachtsbeständen bereit Wir durften auf der Ladeflächesitzen, und Fahrer Hans Weihs fuhr uns auf Schleichwegen zum Auswärtsspiel. Es war eine nicht genehmigte Schwarzfahrt. Doch an diesem Tag war die erste Bundestagswahl. Von uns nahm niemand Notiz."
Ballwart Paul Schwiencke war nicht zu beneiden. „Neue Bälle gab es noch nicht, die alten mussten immer wieder zusammengeflickt werden. Eine Naht hielt die andere", erzählte,_ Ernst Peters. Außerdem wurden die Bälle (mit innen liegender Blase) mit Lederriemen geschnürt. Mehr oval als rund wurden die Bälle deshalb „Pflaumen" genannt „Zwei und mehr dieser Flugobjekte gaben in einem Spiel den Geist auf."
Der von der Kirchengemeinde gepachtete Sportplatz „Op de Pastorweid" (heute Neubaugebiet) war zirka 60 Meter lang und 40 bis 45 Meter breit - alsoviel zu klein und unsymmetrisch (heute üblich: 105 mal 68 Meter). „Auswärtige Mannschaften kamen nicht gut damit klar. So manches Spiel konnten wir hier zu unseren Gunsten entscheiden." An der Westseite begrenzte ein Strommast das Spielfeld. Ein Entwässerungsgraben an der Ostlängsseite, der die Abwässer von den Häusern der Heider Straße aufnahm, war hier als Spielfeldbegrenzung gedacht. Im Eifer des Gefechts rutschte so mancher Spieler in diesen Graben, „Stinkgreuw" genannt. „Und wenn sich bei gutem Wetter die Bienenschwärme von Nachbar Winkelmann auf uns stürzten, schlugen wir wie wild um uns und verließen schon mal fluchtartig das Spielfeld". erzählt Peters.
Dabei war der Platz lange nicht so eben und gleichmäßig bewachsen wie heute, berichtet Hermann Claussen. „Gemäht haben wir den natürlich selbst Zuerst noch mit der Sense. Wir waren ja zäh." (Quelle: DLZ v. 29.06.2006)
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