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ISEBRANDT, Wulf, geb. um 1460 in Holland, gest. 1506. - Bauer, Heerführer.Eltern: unbekannt.Ehefrau: Anneke Mühlen, Tochter d. Henning Mühlen aus Epenwöhrden b. Meldorf.
Die Lieder, die nach der Schlacht bei Hemmingstedt (17. 2. 1500) entstanden, haben das Andenken an I. bewahrt, den Befehlshaber des Dithmarscher Bauernheeres bei Hemmingstedt und Sieger über König Hans von Dänemark und Herzog Friedrich I. (s. Bd. 7, S. 69), über das Landsknechtsheer der Großen Garde, die adlige Ritterschaft und das bäuerliche Aufgebot der Herzogtümer. In einem Carmen bei Neocorus (s. Bd. 5, S. 169) heißt es z. B.: „Ißbrannt, dat iß ein framer Man / De will woll bi Loven staen / He gaff dem Lande eine wise Lehr / To Hemmingstede, all vor der Doer." (Jsebrandt, ein tapferer Mann, der fest in dem Gelöbnis steht. Weise Lehr' gab er dem Land auf dem Feld vor Hemmingstedt.' - Chronik, s. Qu.) Aus den Nachrichten der Lieder und dem Schlachtbericht tritt I. als der militärische Lehrmeister der Bauern und Kommandant in der Schanze hervor, der planmäßig die Abwehr im Lande organisierte und mit einfachen, alten Führungsformen das ,moderne* Heer des Territorialstaats überwältigte und weitgehend vernichtete.
Außerhalb der historischen Lieder ist das Schweigen der Quellen auffällig. Nur so viel erscheint sicher, daß I. als Holländer ursprünglich im Lande ein Fremder war. Schon seit mehreren Jahren vor 1500 war er mit einer Dithmarscherin verheiratet und Bauer (Husmann) in Oldenwöhrden. Für dieses Dorf als Wohnsitz spricht auch, daß nach der Schlacht bei Hemmingstedt der Danebrog, das Hauptbanner des Königs von Dänemark, als hervorragendes Siegeszeichen in der dortigen Kirche aufgehängt wurde. I. war mit angesehenen Geschlechtern versippt; seine Tochter Anna Wulfen heiratete einen der Regenten des Landes, Olde Peters Hans Nanne, aus der Nannenkluft der Wurthmannen.
Daß einem Holländer die Leitung des Dithmarscher Heeres übertragen wurde, überrascht, obwohl er als Bauer im Lande seßhaft geworden war. Möglich ist, daß I. Ende des 15. Jh. militärische Erfahrungen in Söldnerheeren erworben hatte und daß sich das Land um seine Berufung bemühte, um für Dithmarschen einen Kenner des aufkommenden Landsknechtswesens zu gewinnen. Freilich sind das nur Vermutungen. Sicher aber zu erkennen sind bei I. Züge einer spezifischen Begabung, in der Übersicht, Entschlußkraft in der Krise und bei den bäuerlichen Kriegergenossen anerkannte Kommandogewalt vereinigt waren. - Im Jahre 1506 ist I. an einer grassierenden Seuche gestorben.
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