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Gemeinde Wöhrden erneuert historischen Vertrag mit Hamburg
Von Anja Petersen
Wöhrden - „Wieso schreibt ein Bürgermeister der Gemeinde Wöhrden an den Oberbürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg?" Auf diese berechtigte Frage nannte Peter Schoof gestern Abend gleich mehrere gute Gründe.
Ausgangspunkt für seine Idee, ein Schreiben an Ole von Beust zu verfassen, war das Wöhrdener Jubiläumsjahr. 1281 wurde der Ort zum ersten Mal urkundlich erwähnt — in einem Vertrag, der auf dem Meldorfer Friedhof zwischen Vertretern von 13 Dithmarscher Kirchspielen und einer Abordnung des Senats der Hansestadt Hamburg unterzeichnet wurde.
725 Jahre später fand Peter Schoof, es sei an der Zeit, die Beziehungen vertraglich zu erneuern. „Ich gebe zu, dass ein Maß an Symbolik mitschwingt", sagte er beim Festakt im Gasthof Oldenwöhrden. Dennoch mache die Sache durchaus Sinn. Schoof zählte auf, welche Beziehungen bestehen: Wöhrdener pendeln zum Arbeiten nach Hamburg, der Ort bietet der Hansestadt freistehende Flächen, florierende Betriebe, ein reges Kulturleben mit 22 Vereinen und Verbänden, die Anbindung an die A 23 und den Gewerbepark Westküste, der vom Amt Heide-Land und der Stadt Heide ins Leben gerufen wurde.
Wichtig sei auch, dass Wöhrden einen eigenen Beitrag zum Zusammenwachsen der Metropolregion Hamburg leiste. „Ich teile nicht die Befürchtung, dass das kleine Wöhrden dem großen Hamburg nichts zu bieten hat", sagte Schoof. „Außerdem sind wir Dithmarscher und haben keine Angst vor den Großen."
Staatsrat Axel Gedaschko, der mit zwei Mitarbeitern angereist war, bestätigte, dass ein solcher Pakt keine Frage der Größe, sondern des Selbstbewusstseins sei. Er betonte, dass der Vertrag auch für Hamburg wichtig sei. Schließlich bekräftige er im Rahmen der Metropolregion einmal mehr die Verbundenheit zwischen Stadt und Land. Und da nimmt Wöhrden eine historische Sonderstellung ein: Denn mit kaum einem anderen Ort pflege Hamburg eine so alte rechtliche Verbindung wie mit Wöhrden, sagte Dr. Torsten Sevecke von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.
Was steht in dem erneuerten Vertrag? „Paragraf 1: Es wird angestrebt, als oberstes Ziel die kulturellen Beziehungen zwischen den Vertragsparteien aufzubauen, zu festigen und zu pflegen. Dies kann durch mannigfache Veranstaltungen auf dem kulturellen Gebiet erfolgen. Paragraf 2: Ein wesentlicher Bestandteil dieses Vertrages ist auch die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen. Paragraf 3: Nicht außer Acht gelassen werden sollen auch die sozialen Beziehungen, denn nur durch sie können die Beziehungen gefestigt und abgerundet werden." Staatsrat Gedaschko lud auch gleich die Wöhrdener ein: „Ich freue mich auf Beiträge aus Wöhrden. Ich freue mich auf Sie."
Der Vertrag von 1281 lautete übrigens so: „Wenn Hamburger und Lübecker Bürger oder ihre Gäste von irgendeinem Teil des Meeres, der Elbe oder des Landes, sei es wegen eines Notfalls oder aus eigenem Antrieb, in unser Land gelangt sind, so sollen sie an Schiffen, Waren, Leib und Leben von uns geschützt sein, und wir werden umgekehrt gleichermaßen Gunst und Frieden in der Stadt Hamburg haben." (Quelle: DLZ vom 07.10.2006)
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