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In Erika und Ties Witthohns Küche entsteht der Wöhrdener Eierlikör Von Ilka Asbach
Wöhrden - Was Erika und Ties Witthohn da kübelweise in ihrer Küche zusammenrühren, ist wahrlich ein Genuss. Die Herstellung ist zwar nicht gerade ein Vergnügen. „Das spritzt und klebt", lacht Erika Witthohn. Aber wenn erst alles in Flaschen abgefüllt ist oder gar im Likör-Gläschen bereitsteht, ist all der Ärger und Klebkram vergessen.
In Erika (69) und Ties Witt hohns (68) Küche dreht sich al les um Eierlikör. Wöhrdener Eierlikör. Vor fast 20 Jahren hat Erika Witthohn das Rezept gemeinsam mit anderen Frauen vom Häkelbüdelclub des Sied lerbundes ausprobiert. Auf dem Wöhrdener Jahrmarkt und auf Festen haben die Frauen das sahnige Gebräu verkauft. Damit die viele Arbeit gerecht verteilt war, wurden die Küchen der Frauen reihum vom Puderzucker und Eigelb verklebt.
Den Häkelbüdelclub gibt's immer noch. Doch heute ist Erika Witthohn die einzige der Frauen, die immer noch den Wöhrdener Eierlikör herstellt mit tatkräftiger Unterstützung durch ihren Mann. Regelrecht perfektioniert hat das Paar die Produktion. Und doch ist alles handgemacht. Viel Arbeit steckt dahinter, der Gewinn ist kaum messbar. Ver kauft werden die schmucken Flaschen, für die der Sohn am Computer ein Etikett mit dem Familienwappen entworfen hat, für neun Euro privat an der Haustür und im Weinhaus Hansen in Heide. .Manchmal stehen bei uns Leute vor der Tür. die kennen wir gar nicht", wundert sich das Paar.
Besonders zu Ostern und in der Vorweihnachtszeit sind Erika und Ties Witthohn in ihrer Küche gefordert. Insgesamt 150 Flaschen haben Freunde und Bekannte bei ihnen vorbestellt. „Das Trennen der Eier in Eiweiß und Eigelb dauert am längsten", erzählt die 69 Jährige, die allein 100 Eier für 25 Flaschen aufschlägt. „Wir Rentner müssen ja auch was zu tun haben", scherzt ihr Ehemann. Er jedenfalls hat genug zu tun, die Flaschen - die einst Oldesloer Korn enthielten im Maurerpütt mit Pril von den Etikellen zu befreien und sie mit Alkohol zu reinigen. Übrigens: Nur das Eigelb wird für den süßen Likör verwendet. Wenn es auch weh tut, aber für die literweise Eiweiß haben selbst die Bäcker und Frauen aus dem Dorf keine Verwendung. Schließlich geht es ja auch darum, die Hyygienevorschriften einzuhalten. Erika und Ties Witthohn haben beide einen Gesundheitspass machen müssen
Während das Paar die Eier palettenweise einkauft, schleppt es den Puderzucker gleich säckeweise ins Haus. Zehn Pfund kommen auf 100 Eier. Und zwar fein durchgesiebt. Dazu wird Sahne und Vanillezucker in einem großen Topf verrührt und das Granze nochmals gesiebt. Zum Schluss kommt aufgeschlagene Schlag sahne hinzu und der reine Alkohol aus der Apotheke. „Das Teuerste am Ganzen."
Acht Tage ruht der Eierlikör dann im großen Topf im Witthohnschen Keller. Zwei bis dreimal täglich geht Ties Witt hohn hinunter, um die 12 prozentige Masse umzurühren. so setzt sich der Schaum. Das ist wichtig, bevor der Likör in Flaschen abgefüllt wird. Den Anfängerfehler, nämlich die Sahne zu steif zu schlagen und dem ganzen Gemisch zu wenig Zeit zum Ruhen zu geben, macht Erika Witthohn nicht mehr: „Hast Du aus jeder Flasche einen Schluck genommen?", wurde sie- von ihren Häkelbüdel-Frauen gefragt, als in jeder Eierlikör Flasche was fehlte. Hat sie natürlich nicht. Doch durch den Sahneschaum, der sich erst später in der Fla sehe gesetzt hat. ist das Vakuum entstanden.
Dass Erika und Ties Witthohn stets Nachschub an leeren Oldesloer Korn-Flaschen benötigen, hat sich längst herumgesprochen. Nachbarn stellen das Altglas auf die Bank vors Haus. Und wenn Ties Witthohn sie gereinigt, gefüllt, beklebt, den Deckel mit Farbe überlac kiert hat und mit einem Frischesiegel versehen hat, steht dem Genuss nichts mehr im Wege. Witthohns genehmigen sich jedenfalls gern mal ein Gläschen Eierlikör. (Quelle: DLZ v. 08.02.2006)
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