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Protest der Landwirte erreicht in Wöhrden eine neue Qualität
Von Dieter Höfer
Wöhrden - Ganz normal gegen 10.30 Uhr fuhr er auf den Hofvon Karl-Heinz Stuertz. erzählte gestern Dirk Trede. Dann war die Tour für den Fahrer der Breitenburger Milchzentrale in Wöhrden erst einmal zu Ende. Berufskollegen von Stuertz fuhren mit ihren Treckern vor und blockierten den Milchlaster. Damit hat der Protest der Milchbauern eine neue Qualität erreicht.
75 Kühe melkt Karl Heinz Stuertz, doch die Einnahmen aus dem Milchverkauf reichen nicht mehr aus, um die Kosten zu decken". 27 Cent pro Liter fließen auf das Konto der Milchbauern - viel zu wenig, meint Stuertz. „Wir streiken für 40 Cent plus X", sagt der Wöhrdener Landwirt. 2007 sei der Preis „gerade noch auf der Grenze" gewesen. Doch seitdem „laufen uns die Kosten weg". Der Preis für Dünger und Futter schnellte um mehr als 50 Prozent in die Höhe. Viele Betriebe leben von der Substanz. Zukunftsangst geht um.
.Wenn unsere Kinder uns später einmal fragen, was wir gemacht haben, dann will man doch zumindest sagen können: Ich habe gestreikt", begründet Landwirt Uwe Lorentz seine Teilnahme an dem Protest auf dem Stuertz Hof. „Wir haben den Fahrer festgesetzt, damit die Verantwortlichen in den Meiereien endlich aufwachen", schimpft ein Landwirt an einem großen Tisch in Sichtweite des blockierten Milchlasters. Den Meiereien geben die Milchbauern eine Mitschuld an ihrer Misere. Diese beugten sich dem Preisdiktat der großen Handelsketten, „und wir Landwirte bekommen später das Geld, das übrig geblieben ist", so Karl-Heinz Stuertz. Er erwartet, dass es Proteste wie gestern in Wöhrden auf weiteren Höfen geben wird. Nach Angaben der Breitenburger Milchzentrale (BMZ) handelt es sich bislang aber um einen Einzelfall. Wie lange der Milchboykott andauern wird, ist laut Lorentz und Stuertz nicht abzusehen. Klar sei aber „Wenn alle Bauern mitmachen, dann wäre in drei Tagen Schluss." Noch scheint der Nachschub in den Märkten gewährleistet zu sein.
„Keine Versorgungsengpässe", meldete Edeka Nord-Pressesprecher Gernot Kasel gestern unserer Zeitung. Anika Spaliek, Pressereferentin der Handelskette coop - zu der auch Sky gehört - sieht die Versorgungssicherheit „in den nächsten Tagen" gewährleistet Wie der Bundesverband Deinscher Milchviehhalter mitgeteilt hat, ist gestern bundesweit mehr als die Hälfte der üblichen Milchmenge nicht angeliefert worden.
Heute wollen die Tellingstedter Landfrauen auf die Situation der Bauern aufmerksam machen. In der großen Pause wird an der Schule Milch verteilt Dirk Trede durfte übrigens gestern gegen 14 Uhr weiterfahren - und versorgt worden sei er auch anständig, berichtete der Fahrer. (Quelle: DLZ v. 29.05.2008)
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