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„Nobbi" Peters ist Schrankenwärter an der Waldschlösschenstraße
Von Sönke Dwenger
Heide - Schade. Heute hat Norbert Peters frei. Sonst hätten die Züge gern mal hupen können, wenn sie den Übergang an der Waldschlösschenstraße in Heide passieren. Denn Peters feiert sein 25-jähriges Betriebsjubiläum bei der Bahn und sitzt normalerweise oben im Schrankenwärterhäuschen.
Nun ist ein solches Jubiläum gerade bei der traditionsreichen Bahn wohl nicht besonders selten, Immer seltener, hingegen, trifft man leibhaftige Schrankenwärter. So gibt es von Heide bis Sylt nur drei Posten. die (noch) nicht durch Technik ersetzt wurden, und zwar (von Altona aus) bei Kilometer 125 (Heide), 186 (Langenhorn, 20 Kilometer vor Niebüll) und 236 (Westerland). „Nobbi", wie ihn seine Freunde nennen, hat also einen aussterbenden Beruf.
Angefangen hat der heute 41 Jährige in der Gepäckabfertigung in Heide, da nach war er im Güterschuppen und im Gleisbau beschäftigt. Vor sechseinhalb Jahren bewarb er sich dann um den Schrankenwärterposten bei Kilometer 138 in Lunden. Doch vor knapp zwei Jahren wurde Peters gegen eine Blinklichtanlage ausgewechselt und nach Heide versetzt Hier ist schönes Arbeiten - „sauber und trocken." Auch langweilig sei der Job keineswegs. Wenn kein Zug naht, darf der Wärter sogar lesen. Radio und Fernsehen sind verboten, weil sie zu sehr ablenken. Ab und zu bekommt NorbertPeters sogar Besuch - wenn auch nur vom Chef.
Zwei bis vier Minuten bevor ein Zug kommt, wird der Wärter angerufen, je nach Fahrtrichtung vom Fahrdienstleiter in Heide oder vom Posten in Wittenwurth bei Lunden. Peters muss sich dann melden. Wenn er es nicht tut („Man kann ja auch mal die Treppe runter stürzen"), fährt der Zug aus Heide nicht ab. bzw. der Zug in Richtung Süden bekommt den Befehl, vor dem Übergang anzuhalten. Nur drei bis fünf Mi nuten bleiben die Schranken an der Waldschlösschenstraße geschlossen. länger in der Regel nicht. „Doch selbst mir kommt das manchmal wie eine Ewigkeit vor. Vor allem, wenn ein Krankenwagen mit Blaulichtdavor steht." Aber es nützt nichts, „es gibt keine Möglichkeit, den Zug zu stoppen. Es sei denn, er steht noch im Heider Bahnhof."
Daran, dass manche Verkehrsteilnehmer an der geschlossenen Schranke schimpfen oder direkt den Wärter anschnauzen („Mach die Schranke hoch, Du Dussel!"), hat Peters sich schon gewöhnt. „Meistens sind das junge Leute. Am schlimmsten ist es sonnabends und sonntags früh, wenn sie betrunken aus dem Schuhmacherort kommen. Dass „Nobbi" Peters nicht zurückschreit versteht sich: „Um Himmelwillen. Heute passiert so viel; das haben wir doch gerade in Wesselburen erlebt.' Deshalb schließt er auch lieber unten die Tür ab, wenn es dunkel wird. „Man weiß ja nie, wer hier so rumkriecht. (Quelle: DLZ v. 01.09.2006)
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