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"PISA fordert, Waldorf bietet", so begann der Rendsburger Waldorflehrer Arfst Wagner seinen Vortrag, den er im Rahmen der Vortragsreihe der Wöhrdener Waldorfinitiative in Kleve hielt.
Aufgrund der großen Aufmerksamkeit, die die PISA-Studie hervorgerufen hat, haben sich die Eltern und die Politik wieder verstärkt der Bildungspolitik zugewandt. Ergebnisse in Schles-wig-Holstein sind zum Beispiel die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen zum kommenden Schuljahr. Diese Gemeinschaftsschulen werden als Waldorfschulen schon fast 80 Jahre praktiziert. Sitzenbleiben soll in Schleswig-Holstein nur in engen Grenzen erlaubt bleiben. Der Grundsatz der inneren Förderung hat Vorrang vor der Klassenwiederholung. Auch dieses Prinzip haben die Waldorfschulen schon seit ihrer Gründung befolgt. Ein weiteres Plus der Waldorfschulen ist die notenfreie Schule. Bewertungen und Beurteilen werden immer im Hinblick auf die weitere Entwicklung und Förderung der Kinder gegeben. "Es wird immer ein Fenster in die Zukunft geöffnet", so Arfst Wagner.
Ein Ausblick auf die Lehrerausbildung zeigte dann den großen Unterschied zur staatlichen Lehrerausbildung. Im ersten Jahr ihrer Ausbildung müssen die angehenden Lehrer ein halbes Jahr täglich ein bis zwei Stunden malen und plastizieren. Sie sollen befähigt werden, die Entwicklungsprozesse des Kindes ablesen zu können. Dazu müssen die Lehrkräfte von Kunst durchdrungen sein. Folgerichtig gehört zur Lehrerausbildung die Ausbildung in Musik, Tanz und Gesang. Jeder Lehrer hat den Anspruch an sich, dass er sich bilden muss. Er muss sich ständig bewegen, um den Ansprüchen der Kinder gerecht werden zu können.
An einem Beispiel aus seiner eigenen Schulzeit, zeigt Wagner den Unterschied der verschieden Ausbildungen auf. So brachte sein damaliger Biologielehrer für die Kinder eine Schnittblume in die Klasse, die dann untersucht, benannt und beschriftet wurde. Dieselbe Zielrichtung in der Waldorfausbildung hat die ganze Pflanze, inklusive Zwiebel und Erdreich, und den Zeitfaktor in der Planung. Die Pflanze entwickelt sich auch in einer Jahreszeit, wenn wir nichts von ihr sehen, erzählte Wagner. Die oft zitierte Ganzheitlichkeit, heißt in der Waldorfpädagogik das konkrete Wissen bis in die Einzelheiten der Dinge zu erfahren, zu erleben und zu durchschauen.
Der prozessorientierte Unterricht wird auch im Epochenunterricht der Waldorfschulen deutlich. Nach einer drei- bis vierwöchigen Epoche sollen die Kinder den Stoff verg-essen. Das bedeutet, dass der Unterrichtsstoff mit dem Kind einen Prozess eingehen muss. Später ist das Kind dann in der Lage, sich an den Inhalt wieder zu erinnern. Der Lehrer ist dann durch seine künstlerische Ausbildung in der Lage, diese Prozesse beim Kind wahrzunehmen und bei der Fortführung des Stoffes neu zu organisieren.
Ein weiterer Schwerpunkt ist beim Kind alle Sinne anzusprechen und die Sinne mit der Welt zu verbinden. Wenn das Kind nur in kleinen Teilen eine Wahrnehmung der Welt bekommt, dann gerät es in eine Krise. So ist es Ziel der Waldorfschulen die Kinder zu befähigen, die Welt weiterzuentwickeln. Das bedeutet für den Waldorflehrer, er muss darauf achten, die Kinder über sich hinaus zu entwickeln. Demzufolge muss er darauf achten, welche Fragen die Schüler haben, damit der Unterricht die passenden Antworten geben kann. Da sich Kinder und die Welt immer weiter entwickeln, entwickelt sich somit auch die Waldorfpädagogik immer weiter.
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