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Tatkraft hat uns überzeugt

Drei Lehrer für Waldorfschule in Wöhrden gefunden - Es fehlen noch 20 Kinder

Von Astrid Boelter

Wöhrden - „Was ich tue, ganz in Ruhe und mit Mut, das wird gut." Dieses Motto aller Waldorfschulen wird zurzeit in Wöhrden auf die Probe gestellt. Normalerweise dauert die Gründung einer neuen Schule bis zu sieben Jahren. In Wöhrden soll alles viel, viel schneller gehen.

Vor kaum mehr als einem Jahr hat sich ein Förderverein gegründet, der die geschlossene alte Grundschule auf der Wurth des kleinen Marschdorfes als Waldorfschule wieder beleben will.

Angestrebtes Ziel ist es, den Unterrichtsbetrieb zum Schul jähr 2007/2008 aufzunehmen. Das wäre im September. Und die ersten Aufnahmegespräche mit Eltern, die ihre Kinder in die erste Waldorfschule an der Westküste schicken möchten, sind bereits abgeschlossen. Die drei Lehrer, die sich für das neue Schulunternehmen haben gewinnen lassen, sind voller Tatendrang. Zum einen ist es der in Tönning geborene Henry Fahlke. der Lehrer an der Waldorfschule in Hannover ist und ab August als Gründungslehrer für die Freie Waldorfschule Wöhrden tätig werden will. Zum Gründungskollegium gehören zudem dessen Ehefrau Hilke. Die gebürtige Büsumerin wird ebenso unterrichten wie Ivonne Benkelmann. die von der Flensburger Waldorfschule nach Wöhrden wechseln will.

Fast 20 Schüler sind bereits fest angemeldet, aber „40 Schüler brauchen wir, bis es funktioniert", sagt Henry Fahlke. Bis her gibt es nach seinen Angaben 38 Interessenten, es werden aber noch Nachmeldungen kommen, meint der 49 Jährige. ..Ich bin sehr zuversichtlich, sonst wäre ich nicht hier."

Der Vater von fünf Kindern („Ich wollte zwölf, aber meineFrau hat nicht mitgemacht. ) ging in Husum zur Schule und ist seit 20 Jahren Lehrer an der heilpädagogischen Waldorfschule Hannover. Das Angebot aus Wöhrden lockt ihn, weil er an eine Normalschule zurück möchte.

Das Ehepaar Fahlke und die Kollegin Benkelmann sind begeistert von dem Engagement des Wöhrdener Fördervereins. „Die Tatkraft der Menschen hat uns überzeugt", sagt Henry Fahlke und bezeichnet es als Ausnahmesituation, für einen so kleinen Beginn so viele erfahrene Mitstreiter zu haben. In den Aufnahmegesprächen stieß das Lehrer Trio auf Interessenten aus der gesamten Region -aus Meldorf, Albersdorf, Wrohm. Wesselburen und Büsum, aber auch aus Tönning. Und dennoch ist die Schulgründung in Wöhrden ein Wagnis. dessen Ausgang ungewiss ist. Denn bereits drei Anläufe, an der Westküste eine Waldorfschule zu eröffnen, sind gescheitert. „Es gab hier viele vergebliche Bemühungen", sagt Henry Fahlke. Zuletzt vor sieben Jahren in Heide. Aber auch in Husum ließen sich entsprechende Pläne in den vergangenen Jahren nicht verwirklichen. Die Schleswig holsteinische Westküste gehört damit zu den wenigen Landstrichen in Deutschland. wo es noch keine Waldorfschule gibt. Auf das Besondere im Fall Wöhrden macht Ivonne Benkelmann aufmerksam, die alle Gründungsversuche an der Westküste begleitet hat: „Bisher waren es immer Zugezogene, die die Initiative ergriffen haben. Diesmal wollen es die Menschen, die hier schon lange leben. Ich glaube das gab es vorher noch nie".

Für den Förderverein und die Wöhrdener Waldorflehrer in spe stehen in dieser Woche die entscheidenden Gespräche mit dem Kieler Ministerium an. Und sollte das ehrgeizige Unter nehmen tatsächlich gelingen, ist das traditionsreiche Schulgebäude in Wöhrden mit 6,24 Meter über dem Meeresspiegel ab September endlich wieder die „niedrigste Schule Deutschlands“.
(Quelle: DLZ v. 06.02.07)