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Sinn oder Unsinn

Sinkende Schülerzahlen: Diskussion über jahrgangsübergreifenden Unterricht

Von Martin Köhm
Wöhrden - „Mögliche Entwicklung der Grundschule Wöhrden" hieß der Tagesordnungspunkt. der Dutzende von Eltern zur Schulverbandsversammlung in den Handelshof gelockt hatte. Dabei zeigt sich, dass die Vorstellungen von Schulrätin Angelika Sing bei den Wöhrdenern durchaus auf Skepsis stoßen.

Nach dem Übergang von Schulleiter Heinz-Jürgen Templin in den Ruhestand gibt es für die School op de Wurth zwei Möglichkeiten, führt die Schulrätin aus: „Die Schulverwaltung kann die Stelle neu ausschreiben oder sich Gedanken machen, ob eine besondere Situation vorliegt. Und letzteres ist hier gegeben.".

Es sieht nämlich so aus, dass die Schülerzahl von derzeit 85 im kommenden Jahr auf 74 und im Schuljahr 2008/09 sogar auf 37 Schüler sinken wird. „Das sind weniger als zwei Klassen", sagt Angelika Sing. Möglichkeiten, den Schulstandort zu erhalten, gebe es trotzdem: Die Rezepte heißen Kooperation mit einer anderen Schule und jahrgangsübergreifender Unterricht. „Das ist nur auf den ersten Blick negativ", versucht die Schulrätin Kritik vorzubeugen: „Beispiele etwa aus Linden oder Ostrohe zeigen, dass kein Zusammenhang mit der schulischen Leistung besteht."

Doch genau in diese Richtung gehen die Befürchtungen der Eltern. Schließlich werden aller Voraussicht nach 13 Kinder ab August die l. und 16 die 2. Klasse besuchen — macht 29 Kinder, die jahrgangsübergreifend unterrichtet werden müssten oder sollten. Und dass in einer Klasse dieser Größenordnung unterrichtet werden soll, ist den Eltern suspekt. „Zu viel, das wird nichts", werfen einige der Schulrätin entgegen. „Ich würde gern Zahlen und gelungene Beispiele sehen, damit wir unsere Ängste begraben können", fordert Silke Peters. „Wenn der jahrgangsübergreifende Unterricht so schlecht wäre, wären die kleinen Schulen schon weg", hält Schulrätin Sing dagegen.

„So einen Hals bekomme ich bei dieser Diskussion", macht Birgit Sievers ihrem Ärger Luft: „So ein Modell hatten wir schon in Wöhrden — und sind kläglich damit gescheitert. Und das waren keine neuen Schüler, sondern Zweit- und Drittklässler — das hat bei gerade 13 Kindern nicht geklappt, die Kinder haben gelitten." „Die Kinder bekommen später Schwierigkeiten, weil sie das Grundwissen nicht haben, das ihnen die Schule vermitteln muss", ergänzt Silke Peters. „Damals gab es in Wöhrden eine Mischung aus Kindern mit vielen Problemen und einer schwierigen Lehrersituation", antwortet die Schulrätin — ohne die Wogen damit glätten zu können. „Die Kinder waren völlig normal", beharrt Birgit Sievers. „Zumindest ist klar, dass die Eltern größten Wert auf getrennten Unterricht wenigstens in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und HSU (Heimat- und Sachunterricht) legen. Das muss auch möglich sein", stellt der Schulverbandsvorsitzende Peter Schoof fest.

Weiteren Informationsbedarf soll ein Informationsabend mit Lehrern der betroffenen Schulen decken, die Erfahrung mit übergreifendem Unterricht haben.

Und eines hält Schoof noch fest: „Der Verband legt mit ab­soluter Sicherheit Wert auf den Erhalt des Schulstandortes."
(Quelle: DLZ v. 18.03.2005)